Gut Holzdorf bei Weimar

Kategorie: Allgemein, Parks

Ein faszinierendes Ausflugsziel liegt unweit der Klassikerstadt Weimar: das Landgut Holzdorf. Im Jahr 2021 wird es sogar zu einem der Außenstandorte der Bundesgartenschau Erfurt. Besonders beeindruckend ist der Gutspark, der mit seinen verschlungenen Wegen, schattigen Bäumen, versteckten Wiesen und architektonischen Elementen begeistert.

Dieser Park war einst der Traum von Otto Krebs, einem Fabrikanten, der sich hier seinen Sommersitz erschuf. Sein Geld und Engagement flossen in die Umwandlung des Guts in einen Landschaftspark im Stil der Frühen Moderne. Heutzutage wird das gesamte Gelände von der Diakonie betreut, die vielfältige Inklusionsprojekte umsetzt. Dazu gehören ein Café, ein Kindergarten, Ausbildungsstätten und ein Verkaufsladen. Besonders geschätzt wird das Landgut Holzdorf als Hochzeitslocation mit Übernachtungsmöglichkeit.

Nach der Zeit der DDR, die dem Anwesen nicht zuträglich war (erst vor wenigen Jahren wurde ein zweistöckiges Schulgebäude auf dem Gelände entfernt), wird nun mit den vorhandenen Ressourcen daran gearbeitet, das Erhaltenswerte zu bewahren und den Park wieder in seine alte Pracht zu versetzen. Zu diesem Zweck wurde sogar ein Förderverein ins Leben gerufen, da sich die Diakonie hauptsächlich auf die Erhaltung der Gebäude konzentriert.

Während der Hochsaison kann man heute wieder einen Eindruck davon gewinnen, wie es vor fast 100 Jahren gewesen sein muss, wenn der Hausherr und seine Gäste durch die schattige Anlage flanierten und sich an den zahlreichen Sitzgelegenheiten niederließen. Obwohl heutzutage die Autobahn bei ungünstigen Windrichtungen für Lärm sorgt, vermittelt das Landgut dennoch eine Atmosphäre der Ruhe und des Friedens, die in vergangenen Zeiten wohl noch ausgeprägter war.

Zu den heutigen Höhepunkten gehören nach wie vor die verschiedenen Gärten wie der Staudengarten und der Teichgarten mit seiner halbkreisförmigen Pergola. Lediglich der Rosengarten ist nicht mehr vorhanden. Dieser befand sich auf einem separaten Grundstück jenseits der Bahnstrecke Weimar – Kranichfeld und wurde kurz nach Krebs‘ Tod aufgegeben.
Die Sammlung wertvoller Rosensorten wurde dem Rosarium Sangerhausen vermacht.

Ebenfalls hervorzuheben sind bauliche Elemente wie der riesige Badeteich mit einem Badehäuschen, das von lebensgroßen Skulpturen geschmückt ist. Skulpturen und Plastiken spielten eine wichtige Rolle im Gutspark Holzdorf. Krebs, ein Kunstliebhaber (er hatte Philosophie in Zürich studiert), nutzte seinen Reichtum, um Gemälde und Bildhauerei-Werke zu sammeln. Seine Gemäldesammlung, die einen Schwerpunkt auf dem Impressionismus hatte (van Gogh, Cezanne, Gauguin …), zählte zu den bedeutendsten Privatsammlungen weltweit. Der Wert wurde später auf mehrere hundert Millionen Euro geschätzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangte sie als Beutekunst in die Eremitage in Sankt Petersburg/Leningrad. Repliken der bedeutendsten Gemälde sind in den Gutsgebäuden zu besichtigen. Die Themengärten waren darauf ausgerichtet, Plastiken und Skulpturen zu präsentieren. Leider ist durch die wechselvolle Geschichte des Guts Holzdorf kaum noch etwas von der Originalausstattung erhalten. Einige Großplastiken sind vorhanden, während andere Kunstwerke entweder den Russen in die Hände fielen oder in die Nationalgalerie Berlin gebracht wurden. Letztlich gingen sie in den Besitz der Krebs’schen Nachlassverwaltung über, die sie bei Christie’s versteigern ließ. Dadurch bestand keine Möglichkeit mehr, die Skulpturen an ihrem ursprünglichen Platz im Gutspark aufzustellen.

Badeteich mit Häuschen

Der zuvor erwähnte Badeteich, der praktisch als Swimmingpool genutzt werden konnte, ist besonders geräumig und wurde wahrscheinlich auch für kleine Bootsfahrten genutzt. Heute ist er ein Lebensraum für Amphibien, die im dicht bewachsenen Becken einen Unterschlupf gefunden haben.

Pavillon mit steinerner Seerose

Ein kleiner Teepavillon befindet sich vor dem Hauptgebäude. Seine Eingänge sind von Rabatten gesäumt. In unmittelbarer Nähe steht eine steinerne Seerose, die einst Teil einer kleinen Brunnenanlage war. Diese Seerose galt lange Zeit als verloren, bis sie durch Beharrlichkeit und ein wenig Glück wiederentdeckt wurde. Sie befindet sich in etwa an der Stelle, an der früher der Brunnen stand, der jedoch nicht wieder aufgebaut wurde.

Illustre Gäste im Musikpavillon

Auf einer Anhöhe über dem Badeteich sind noch die Umrisse des einstigen Musikpavillons zu erkennen. Hier befand sich ein Flügel, auf dem die berühmte Pianistin und Schülerin von Max Reger, Frieda Kwast-Hodapp, Konzerte gab. Krebs lebte mit Frieda Hodapp in einer unkonventionellen Beziehung – sie heiratete ihn erst kurz vor seinem Tod. Auch Adolf Busch (unter anderem Lehrer von Yehudi Menuhin) trat mit seinem weltbekannten Quartett hier auf und gab ausgewählten Zuhörern Kammerkonzerte. Aufmerksame Beobachter werden bemerken, dass der Grundriss des Musikpavillons nicht rund ist. Dies liegt daran, dass der Pavillon um einen kleinen Anbau erweitert wurde, der als Versorgungs- und Küchenbereich diente. Schließlich lässt sich Musik nach einer guten Mahlzeit noch intensiver genießen.

Lindenrondell und das größte Alpinum Deutschlands

Ein Stückchen weiter befindet sich das noch erhaltene Lindenrondell, das den Eingang zum Alpinum im Gutspark Holzdorf markiert. Von hier aus führt ein befestigter Weg durch die „Schluchten“ und „Hänge“ dieses Alpinums, das angeblich zu den größten seiner Art in Deutschland gehört. Ein Alpinum ist ein künstlich angelegter Steingarten, oft in Hügelform, der durch passende Bepflanzung die Flora des Gebirges nachahmen soll. Oft in Botanischen Gärten zu finden. Der südliche Teil des Gutsparks bot ausreichend Relief und steile Hänge für diese Gestaltung. Nur an den charakteristischen Felsen fehlte es. Diese wurden vermutlich aus dem Travertin-Steinbruch Ehringsdorf herangeschafft und im Park aufgebaut, was sicherlich kostspielig war, aber an finanziellen Mitteln mangelte es Krebs nie. Berichten zufolge beschäftigte er zwischen 30 und 50 Gärtner in Festanstellung. Zusätzlich wurden Bäume wie die Gebirgskiefer oder der Bergahorn gepflanzt, um die Illusion zu perfektionieren. Einige der damals gepflanzten Bäume sind heute beeindruckende Baumriesen. Zur Anfangszeit des Alpinums war die Sicht ins sanfte Umland ungehindert, begrenzt durch die Anhebungen der Ilm-Saale Platte, wie etwa der Hexenberg. Dieser Ausblick ist auch heute noch sehenswert.

Das Besondere am Alpinum war nicht nur die Anordnung der Travertinfelsen, sondern die Pflanzenauswahl. Krebs entschied sich, die Felsenlandschaft mit Kakteen und anderen exotischen Sukkulenten zu bepflanzen. Da diese Pflanzen nicht winterhart waren, mussten sie jeden Herbst ausgegraben und in eine Orangerie gebracht werden. Ein enormer Aufwand, der jedoch durch Krebs‘ finanzielle Möglichkeiten erleichtert wurde. Heute ist eine solche Prozedur nicht mehr durchführbar. Die Diakonie, die das Gut Holzdorf bei Weimar betreibt, kann es sich finanziell nicht leisten, und zudem sind die Pflanzpläne verloren gegangen. Erstaunlicherweise ist wenig aus dieser Zeit erhalten geblieben. Einige Begleitpflanzen wie Farne (wie der Hirschzungenfarn), Nieswurz, Helleborus, Elfenblume, Vergissmeinnicht und Zimbelkraut haben jedoch durchgehalten und fühlen sich im und um das Alpinum sehr wohl. Dies ist wohl ein Grund dafür, dass sie größtenteils noch aus der Erstbepflanzung stammen und bis heute überlebt haben.

Ab dem Alpinum hat man die Wahl, weiter hinabzusteigen und sich die ehemaligen Anzuchtgärten (Holzdorf war ja auch ein landwirtschatfliches Mustergut) und die Standorte der alten Gewächshäuser anzusehen. Oder man beschreibt einen kleinen Bogen und spaziert in Richtung Teichgarten.

Spezialgärten

Teichgarten mit Pergola

Der Teichgarten, wahrscheinlich unter anderem Namen von Krebs konzipiert, erstreckt sich als langgezogene Anlage und bildet den Hauptgarten des Gut Holzdorf bei Weimar. Im Zentrum thronte erneut eine Skulptur, diesmal von Rodin. Charakteristisch waren mit Ziegeln ausgekleidete Wasserbecken – zwei kleine und ein größeres –, die von Seerosen geziert wurden. Entlang der Ränder begrenzten Hainbuchenhecken kleine abgeschiedene Bereiche, in denen wahrscheinlich auch Skulpturen standen. Als Abschluss in der Gegengeraden zum Gutsgebäude diente eine halbkreisförmige Pergola. Sie war von rankendem Wein bewachsen, der sie bis heute (oder immer noch?) begrünt. Für die Säulen der Pergola ließ Krebs spezielle Klinkerziegel aus Lübeck importieren – aber Geld spielte ja ohnehin keine Rolle, wie bereits erwähnt.

Staudengarten

Gleich nebenan befindet sich der von Hecken umgebene Staudengarten, der ebenfalls wieder in neuem Glanz erstrahlt. Dort, wo einst eine charmante Laube zur Entspannung einlud, findet man heute eine schlichte, kleine Sitzbank. Während der DDR-Zeit erinnerte hier ein monumentaler Gedenkstein an den KPD-Chef und Arbeiterführer Ernst Thälmann, der im nahegelegenen KZ Buchenwald hingerichtet wurde. Doch was ist aus diesem Gedenkstein geworden?

Anfahrt, Preise und Öffnungszeiten sowie Gastronomie

Der Besuch des Gut Holzdorf und die Erkundung des Gutsparks mit den genannten Attraktionen sind kostenfrei. Lediglich bei speziellen Veranstaltungen kann eine Eintrittsgebühr anfallen.
Die Cafeteria mit einer großzügigen Sonnenterrasse ist von Montag bis Freitag geöffnet. Es ist jedoch überraschend, dass bei einer derartigen Location am Wochenende noch viel Potential ungenutzt bleibt. Von der erhöhten Sonnenterrasse aus bietet sich ein Blick über die neu angelegte Apfelbaumwiese hinweg auf einen begrünten Teil des Gutsparks. Hier befindet sich auch eine Sitzgelegenheit mitten unter den Obstbäumen, wenngleich diese noch ausbaufähig ist.

Anreise

Das Gut Holzdorf bei Weimar ist am bequemsten per Bahn zu erreichen. Dafür gibt es einen Bahnhof nur ein paar Schritte entfernt, die Züge fahren von Weimar stündlich in Richtung Kranichfeld.
Mit dem PKW fährt man von Weimar in Richtung Bad Berka und biegt nach der Autobahnunterführung und kurz vor Legefeld rechts ab.
Auch mit dem Rad gelangt man nach Holzdorf, allerdings ist von Weimar aus ein Anstieg zu überwinden, der es in sich hat.

2 Gedanken zu „Gut Holzdorf bei Weimar“

  1. So super das zu sehen, was daraus geworden ist. Ich bin in Holzdorf zur Schule gegangen, gewohnt habe ich in Bergern. Sobald ich mal in die Nähe komme, werde ich einen Abstecher machen.

  2. Ich bin da aufgewachsen und war super toll.Ich bin so froh dass das mein Kinderheim war und nicht woanders.

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