Obwohl es in der Weimarer Umgebung viele Wanderrouten gibt, wird die Hochfläche der Ilm-Saale-Platte südlich von Blankenhain dabei oft übersehen bzw. nur selten genannt. Das ist mir nicht erklärlich, denn sie bietet dem Wander- und Spazierfreund leicht begehbare Wege mit oftmals reizvollen Panoramen und Aussichten.
Eine empfehlenswerte Tour ist der Goethetal-Rundwanderweg, der seinen Ausgang in Thangelstedt nimmt, dann über Rettwitz, Hochdorf und schlussendlich über das Goethetal zurück zum Ausgangspunkt führt.
Bei der Namensgebung stand zwar der Weimarer Dichterfürst Pate und es wird auch immer behauptet, dass er diese Tal kannte (von „mögen“ ist allerdings nie die Rede), aber belegt ist dies nicht.
Von den 3 Dörfern, die auf dieser Wanderung durchquert werden, weist Thangelstedt die mit Abstand interessanteste Geschichte auf. Als Saufeld (Sulfelt) wurde der Ort erstmals 954 erwähnt. Angeblich versöhnte sich hier während einer Treibjagd der deutsche Kaiser Otto der I. mit seinem aufmüpfigen Sohne Liudolf. Diese „Versöhnung“ (eher eine Unterwerfung des unterlegenen Sohnes mit öffentlichkeitswirksamer Ausstrahlung) legte den Grundstein für die geschlossene Widerstandshaltung der deutschen Fürsten den einfallenden Ungarn gegenüber. Erst diese Einigung ermöglichte den Sieg bei der Schlacht auf dem Lechfeld, in der die Magyaren vernichtend geschlagen und vertrieben wurden; der Rest ist Geschichte.
1681 wurde das Dorf nach den neuen Besitzern, den Herrn von T(h)angel, in Thangelstedt umbenannt. Bei dem Geschlecht derer von Thangel handelt es sich um uralten Ritteradel, von dem man annimmt, dass er bis in die Zeit der Ottonen zurückzuführen wäre. Diese Thangels übernahmen das nahegelegene Tannroda mit Burg und eben auch das vormalige Saufeld. Als neue Egentümer des Rittergutes ließen sie sich auch im alten Herrenhaus („Schloss“) nieder und drückten dem Dorf für Jahrhunderte ihren Stempel auf, bis sie schließlich Ende des 18.Jahrhunderts ausstarben. In einigen Kirchen der Umgebung lassen sich noch Spuren in Form von Wappendarstellungen oder Grabsteinen finden.
Ein Großteil des Weges verläuft über die grundwasserferne Hochfläche der Saale-Ilm-Platte, was das Fehlen nennenswerter Waldflächen und damit Schutz vor der Sonnen erklärt. Dadurch kann einem hier auch der Wind ganz schön kräftig um die Nase wehen. Im Hochsommer ist an Sonnenschutz und ausreichend Flüssigkeitszufuhr zu denken. Im Herbst und dem zeitigen Frühjahr sollte man drauf achten, nicht zu leicht angezogen zu sein. Bei den kalten Winden kann man sich schnell „was weg holen“.
Steile Anstiege sucht man hier vergeblich. Es geht zwar etwas rauf und runter, aber das hält sich in Grenzen. Die Qualität und Beschaffenheit der Wege und ihrer Oberflächen ist schwankend. Der Großteil (abgesehen von den Dorflagen) ist nicht befestigt und dazu mal mit Schotter, Kies oder größeren Steinen ausgelegt, im Goethetal gibt es weite Abschnitte, wo nur Trampelpfade durch die Natur führen.
Verlauf der Wanderung
Der Wanderweg startet am südlichen Dorfausgang Thangelstedts, wo wir an der Weggabelung den linken Abzweig nehmen – der „Goethetal-Rundweg“ ist durch Hinweisschilder nicht zu verfehlen. Nun steigt das Gelände stetig an und führt uns an Hecken am Wegesrand vorbei durch kleine Waldstücke und endlich zu einer offenen Feldlandschaft, die wir entlang einer Obstbaumallee durchqueren. Schon hier bietet sich dem aufmerksamen Wanderer linksseitig ein reizvoller Blick auf das Tannrodaer Waldland sowie die Ilmtal-Höhen.
Weiter geht es nach Rettwitz, das etwas verträumt auf halber Strecke zwischen Thangelstedt und Hochdorf auf uns wartet. In Rettwitz ist zwar nicht der Hund begraben, aber es kommt einem fast so vor. Die Kirche romanischen Ursprungs fällt als Erstes ins Auge. Am südlichen Dorfrand zweigt ein Weg Richtung Wasserspeicher ab, der einem zu einer Schutzhütte mit toller Aussicht führt. Unter einem nur wenige Meter entfernten Apfelbaum hat man auf einer Bank eine großartige Sitzmöglichkeit. An diesem Punkt hätte man auch die Gelegenheit, die Wanderung abzukürzen und gleich ins Goethetal hinabzusteigen.
Sonst geht der Weg über den Wasserspeicher zurück nach Rettwitz und dort Straßenparallel auf einem Feldweg an Pferdekoppeln und ausgedehnten Hecken vorbei nach Hochdorf.
Hochdorf ist die nächste größere Siedlung und hier erreichen wir auch den höchsten Punkt auf unserer Route. Eine Stärkung ist in Kekeks Wanderhütte möglich, wo es noch Gerichte zu ehrlichen Preisen gibt. Da die Dorfkirche St. Udalricus auf dem Weg liegt, ist eine Besichtigung zu empfehlen. Die Orgel wurde bereits 1805 von der Firma Schulze aus Milbitz installiert.
Der Schotterweg, der das Dorf nach Südwesten verlässt, eröffnet einem das schönste Panorama auf dieser Wanderung. Nord-Nordost erhebt sich der Höhenzug rund um die Kötsch. Richtung Norden ist der Ettersberg zu erkennen (Glockenturm), Richtung West-Nordwest der Riechheimer Berg mit den Höhen um Klettbach und dem Schloss Tonndorf, im Südwesten ist das Massiv des Inselsbergs auszumachen und im Süden bis Südost die Berge zwischen Saalfeld-Rudolstadt sowie die Höhen des Thüringer Waldes um Blankenhain. Im direkten Vorland laden die Muschelkalkhänge um Teichel-Großkochberg schon zum nächsten Ausflug ein.
Der weitere Weg führt einen steil bergab in das Goethetal hinein. Der Weg wird rechterhand von einem steilen Talhang flankiert, der in einigen Abschnitten vor langer Zeit als Weinberg genutzt worden sein soll. Ich denke aber, dass sich die Karte über den genauen Standort irrt. Jedenfalls ist heute davon nichts mehr zu erahnen und statt uralten Rebstöcken säumen nun wilde Sträucher, Wacholderbüsche und (Schwarz)Kiefern den Weg. Die Vegetation ist den trockenen Muschelkalkböden angepasst und ein ums andere Mal fühlt man sich an alte Defa Indianerfilme erinnert, die oftmals in den ebenso trockenen Karstlandschaften Jugoslawiens gedreht wurden.
Nach ein paar hundert Metern gelangt man an einen aufgelassen Kalksteinbruch. Der davor nach rechts abzweigende Weg führt einen nach Rettwitz, der Weg geradeaus (eigentlich ist es eher ein Trampelpfad) weiter durchs Goethetal, das einen zunehmend grüneren Eindruck macht. Während rechts die Talwand immer recht steil und unzugänglich wirkt, reichen auf der linken Seite weitere Täler in das Goethetal hinein. Es handelt sich aber wie auch beim Goethetal um Trockentäler, die wahrscheinlich seit ihrer Anlage kein Fließgewässer mehr gesehen haben.
Der Weg mäandert sich am Talboden bis zum Dorfausgang Thangelstedts zurück, womit diese Rundwanderung geschlossen wird.
Einkehrmöglichkeiten
Gastronomisch bietet sich eine Einkehr in Kekeks Wanderhütte in Hochdorf an. Hier stärken sich auch die Radfahrer und Wanderer des Goethe-Wanderweges, der durch den Ort verläuft.