Wanderung Botenwege bei Kranichfeld

Kategorie: Wanderungen

Das Mittlere Ilmtal südlich von Weimar bietet Wanderfreunden eine ganze Reihe interessanter Wanderungen und Wanderwege. Vor allem rund um Bad Berka sind viele Touren und Strecken ausgewiesen, die auch gut angenommen werden. Nicht so bekannt, aber dennoch sehr reizvoll sind die Wanderwege im südlichen Abschnitt des Mittleren Ilmtals. Hier gibt es noch so einige Schätze zu entdecken – die Botenwege bei Kranichfeld zählen da mit zu. Ob die Botenwege (Oberer, Mittlerer und Unterer Botenweg) wirklich so in früherer Zeit genutzt wurden, kann ich nicht sagen. Die heute als Wanderwege ausgewiesenen Strecken enden ja alle noch im Wald. Vorstellbar ist, wenn diese in der damaligen Zeit bis nach Arnstadt oder Erfurt weitergeführt hätten.

Die heutigen Kranichfelder Botenwege verlaufen als komplette Waldwege. Das könnte auf Dauer etwas eintönig sein. Aus diesem Grund habe ich den Verlauf der Wanderung etwas abgewandelt. Nun werden auch Ausblicke in die Umgebung und offenes Wiesengelände integriert.
Die Strecke mit ihren knapp 8 km ist auch für gemütliche Wanderer wie mich geeignet, die dem Weniger-ist-mehr Gedanken etwas abgewinnen können. Starke Steigungen gibt es nicht wirklich, da der Weg meistens hangparallel verläuft. Man überwindet ca. 220 Höhenmeter, wobei der tiefste Punkt bei 377 Meter und die maximale Höhe bei 461 Meter über NN (auf der Hälfte des Botenweges) liegt. Reinhardtsberg, Achelstädter Berg und Schlossberg sind nennenswerte Erhebungen, die man streift. Nach starken Regenfällen können Teile des Waldweges etwas matschig werden, aber die meisten Abschnitte der Route verlaufen auf gut ausgebauten Wegen.

Verlauf der Wanderung Botenwege bei Kranichfeld

Die Wanderung startet am Parkplatz Oberschloss Kranichfeld. Ich rate wirklich, hier zu parken, da der Aufstieg zum Oberschloss steil und kräfteraubend ist. Auch das Bergab ist für die Kniegelenke keine Wohltat.
Vom Parkplatz aus führt der Weg nach links entlang des schattenspendenden Waldrandes in Richtung Süden. Linkerhand die waldbestandene, steile Abbruchkante zur Ilm hinab und rechts die offene Wiesenlandschaft zum bewaldeten Höhenzug geht es eine gute halbe Stunde. Wo der Wald endet, öffnet sich das Gelände und gibt phantastische Blicke in das Ilmtal frei. Man sieht auf den gegenüberliegenden Bergrücken des Maientännig, einem Naturschutzgebiet mit großen Beständen von Weißtannen. Von dort wandert der Blick bis zum Großen Kalmberg – an seinem Sendemast gut erkennbar – und über das Ilmtal hinweg zum Hettstedter Berg. Am Horizont lugt die auffällig runde Form des Singener Berges aus einer Lücke hervor. Im Talgrund sind Teile der Orte Stedten und Barchfeld sowie die Stedtener Mühle zu sehen. An einem einzeln stehenden Apfelbaum mit davor befindlicher Sitzbank zweigt der Wanderweg Richtung Stedten ab. Diese Wanderung über den Ilmtal-Radweg zurück nach Kranichfeld wäre eine Alternative zum Botenweg.

Der gut ausgebaute Schotter- und Kiesweg führt jetzt wieder zurück in den Wald, dem Klimawandel und Borkenkäfer ganz schön zugesetzt haben. Überall müssen große Flächen kahlgeschlagen und wieder aufgeforstet werden. Manchmal machen diese Brachen einen recht trostlosen Eindruck, aber die Bemühungen um eine ausgeglichenere Forstwirtschaft sind erkennbar und bereiten ein gutes Gefühl. Selten habe ich Wälder gesehen, die auf so kurzem Raum ein so abwechslungsreiches Erscheinungsbild zeigen. Reine Fichtenschonungen wechseln sich mit Eichenpflanzungen, Lärchen, Birkenwäldern und Ahorn- oder Wildkirschen ab. Bis man zu den originären Botenwegen gelangt, wandert man immer auf den mit dem Kranichsymbol ausgeschilderten Wegen. Diese sind hier sehr breit, wodurch eine Schattenwirkung nicht so sehr gegeben ist. Es empfiehlt sich unbedingt Sonnenschutz. Der Bodenbelag verlangt keine ausgewiesenen Wanderschuhe, obwohl die natürlich nie verkehrt sind. Die von Nord nach Süd kreuzenden Wege sind nach historischen Reviervorstehern benannt und mit einem Holzschild gekennzeichnet. Bevor man den Wald verlässt und in Achelstädt landet, biegt man scharf rechts in den R. Kircheim Weg ab (ja, auch ein ehemaliger Reviervorsteher). Falls ihr euch fragt, welcher von den vielen nach rechts abgehenden Wegen das ist – der, der wieder mit hellem Kies geschottert ist. Bei den anderen handelt es sich immer um reine Waldwege.
An einer T-Kreuzung gelangt man denn auch offiziell auf den Oberen Botenweg und folgt diesem rechts nach Kranichfeld zurück. Nach Links abzubiegen ist die andere Möglichkeit. Dabei verlängert man die Route etwas zugunsten einer weiteren grandiosen Aussicht vom Waldrand aus. Hier wählt man dann den parallel verlaufenden Mittleren Botenweg nach Kranichfeld zurück. Ich kann nicht sagen, ob sich die einzelnen Botenwege in ihrem Erscheinungsbild unterscheiden, schätze aber das nicht.

Der Rückweg gestaltet sich einfach. In Abständen erinnert ein Schild daran, dass man immer noch die Botenwege bei Kranichfeld bewandert. Nur an einer Stelle wird es heikel. Wieder an einer T-Gabelung ohne Wegweiser wählt man den ganz links verlaufenden Pfad, der einen in vielleicht 50-60 m Abstand vom rechts verkaufenden Waldrand weiterführt. Hier nimmt der Botenweg die Form eines klassischen Waldweges an, der durch nun vermehrt auftretende Buchenbestände recht schattig ist. Wo der Weg dann endlich aus dem Wald tritt, eröffnet sich einem ein ganz anderes Panorama in östlicher und südöstlicher Richtung. Man blickt wieder auf den Maientännig mit Teilen des Lichttals, Teile von Kranichfeld, Kottendorf mit den Windrädern, Hochdorf, das südliche Tannrodaer Waldland und darüber die Erhebungen des „Kötsch-Massivs“. Hier lädt auch eine Sitzbank zur Pause ein (im gesamten Wald hat man leider an so etwas nicht gedacht), die man sich nun redlich verdient hat.

Nun geht es den Waldrand mit seinen Heckengehölzen entlang zurück zur Siedlung rund um das Kranichfelder Oberschloss und auf die Straße treffend nach rechts zurück zum Parkplatz.
Der Besuch der pittoresken Schloßanlage, die hoch über dem Ort thront, ist sehr empfehlenswert.

Auf der gesamten Wanderung über die Botenwege bei Kranichfeld besteht keine Möglichkeit zur Einkehr oder ein WC zu benutzen. Dafür ist sie auch nicht zu lang, so dass man eventuelle Bedürfnisse an den Schluß dieser Rundtoru legen kann. Hier möchte ich das Cafe Flow empfehlen, das am Fuß des Oberschlosses direkt am Ilmtal-Radweg auf seine Gäste wartet. Der zusätzliche Weg lohnt sich.

Eine Alternative zu dieser Wanderung über die Botenwege bei Kranichfeld wäre bspw. ein Rundweg durch den Maientännig mit Abstecher vom Windberg. Der Windberg ist einer der schönsten Aussichtspunkte im Vorland des Thüringer Waldes und wurde auch schon im Wetterbericht des MDR vorgestellt.

Auch der sogenannte Ilmtalblick, von Tannroda oder auch Kranichfeld zu erreichen, wird gern begangen.

Die Variante über Stedten und Stedtener Mühle als Rückweg nach Kranichfeld hatte ich ja im Text schon erwähnt. Der Ilmtal-Radweg wird leider (man ahnt es bereits) seinem Namen gerecht werden, hauptsächlich von Radfahrern in Beschlag genommen. Wen das stört, der kann bei Barchfeld die Ilm queren und auf dem Wandweg am Fuße des Maientännig zurück nach Kranichfeld laufen. Dies hat einen Nachteil: der Wiederaufstieg zum Ausgangspunkt (Parkplatz Oberschloss) hat es in sich.

Wenn sie diese Wanderung aufgrund der hier erfolgten Beschreibung gegangen sind, können sie ihre Eindrücke und auch Wertungen über die Kommentarfunktion mitteilen.

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