Der etwa 450 Meter hohe Ettersberg am Südrand des Thüringer Beckens ist der Hausberg von Weimar. Seine steil abfallende Süd- und Südwestflanke mit dem weithin sichtbaren Glockenturm gibt ihm ein unverwechselbares Aussehen von hohem Wiedererkennungswert. Nach Norden hin läuft er sanft in das Thüringer Becken aus und im Osten schließt sich ein „Kleiner Ettersberg“ genannter Höhenrücken an, dessen Ausläufer bis an die Kleinstadt Apolda reichen. Abgesehen von den Südhängen mit ihrer Trockenrasenvegetation ist der Großteil des Muschelkalk-Zeugenberges mit Buchenwald bedeckt. Das Plateau wird von meistens trockengefallenen Bachläufen durchzogen, die sich teilweise tief in das Relief eingeschnitten haben. In feuchten Talungen bzw. an schattigen Hängen finden sich im Frühjahr große Populationen von Bärlauch.
Der Wald des Ettersberges waren schon zu Zeiten der Weimarer Herzöge ein beliebtes Jagd- und Ausflugsgebiet, wovon das gleichnamige Schloß Ettersburg am Nordrand kündet. Am Südhang wurde ein Bismarckturm mit beliebter Ausflugsgaststätte errichtet. In den Wald wurden sternförmige Schneisen geschlagen und sukzessive Wege angelegt. Daran konnte auch die radikale Umgestaltung des Geländes im Zuge des Aufbaus und Betriebes des Konzentrationslager Buchenwald und der damit verbundenen Rüstungsbetriebe nichts mehr ändern. Die Schneisen und und Wege haben sich mit der Zeit tief in das Antlitz des Berges eingegraben und prägen bis heute seine Erscheinung.
Vorschläge zu Spazier- und Wanderrouten
Wo beginnen?
Mein ganz persönlicher Tipp für Spazierwege über den Ettersberg lautet: direkt in Ettersburg starten und enden. Dann kann man nämlich die Wanderung mit einer Einkehr in die Schlossgastronomie abschließen. Auch bietet Ettersburg die besten Parkmöglichkeiten (entweder am Schloß oder am Altenheim) und mit der Busanbindung auch eine Möglichkeit für eine Wanderung mit Endpunkt Weimar. Ein weiterer, gern genutzter Anlaufpunkt sind die Parkplätze rund um die Gedenkstätte des KZ Buchenwald, da man hier einfach und schnell zum Areal Glockenturm gelangt, von wo aus man mit der phantastischen Aussicht über Weimar bis weit ins Landinnere belohnt wird.
Interessante Anlaufpunkte
Ich persönlich finde das Gebiet westlich (links) der Ettersburger Straße (L 1054) reizvoller und interessanter, auch wenn es östlich der Straße, im Schutzgebiet Prinzenschneise, auch so einiges zu sehen gibt. Aber dieses vom Rautenschlag bestimmte Areal weist das abwechslungsreichere Relief auf und ist besser ausgeschildert. Es gibt hier auch viel mehr Anlaufpunkte mit Aha-Effekt.
Da ist beispielsweise der geschützte Landschaftsbestandteil (Behördendeutsch kann so dröge sein) „Heuhauswiese„. Das ist ein von Südwest nach Nordost verlaufendes, von einem Gerinne gebildetes Tal, auf dessen Wiesen zahlreiche Orchideen wachsen. Es reicht bis an die Ettersburger Straße heran und von dort aus würde ich es auch erkunden.
Hierfür auf dem Parkplatz Ettersburg, von Weimar kommend kurz hinter der Siedlung Ettersburg und dem Abzweig nach Heichelheim auf der linken Seite parken.
Weiterhin gibt es „Brauns Quelle„, die Bestandteil der Trinkwasserversorgung des Ortes Ettersburg ist und 1893 durch den Bau eines Brunnenhäuschens eingefasst wurde. Diese Quelle liegt direkt an dem als „Alte Marktstraße“ bezeichneten Wanderweg, der in Ettersburg aus der Waldstraße hervorgeht.
Mit den Kaiserlinden hat es eine ganz interessante Bewandnis. Diese systematische Anpflanzung von Lindenbäumen geht auf eine große Jagdgesellschaft Anfang des 19. Jahrhunderts unter Beteiligung des Franzosenkaisers Napoleon Bonaparte zurück. An der Stelle, wo sich einst das Festzelt der Jagdgesellschaft befand, ließ der Weimarer Herzog 1817 Dutzende Linden pflanzen. Auch wenn im Laufe der Zeit einige Bäume aus Alters- und Krankheitsgründen verlorengingen (und teils nachgepflanzt wurden), ist die Anlage im Großen und Ganzen noch erhalten und macht vor allem in der erwachenden Natur im Frühjahr einen zauberhaften Eindruck. Ein guter Einstiegspunkt ist die Straßenkreuzung am Obelisken (Ettersburger Straße / Blutstraße) bzw. der erste Parkplatz an der Blutstraße nach dem Abzweig vom Obelisken. Die Hinweisschilder zu den „Kaiserlinden“ entdeckt man recht schnell.
Unweigerlich wird man früher oder später zum „Stern“ gelangen, wo (wie es der Name vermuten lässt) ein Großteil der Schneisen sternförmig aufeinandertrifft. Gleichzeitig endet hier mit dem Pücklerschlag eine der größten einsehbaren Waldschneisen und gibt den Blick auf Schloss Ettersburg, das Thüringer Becken und seine Randgebirge frei. Ein wahrhaft majestätischer Anblick.
Der Willwebersgrund steht exemplarisch für ein trockenes Kerbtals im Muschelkalk. Um in den Willwebersgrund zu gelangen startet man am einfachsten von der Wiese unterhalb des Schlosses Ettersburg am Steingraben (?) und folgt diesem bergauf nach Westen in den Wald. Schon nach ein paar Gehminuten erheben sich rechts und links des Weges steile Hänge, die von hochgewachsenen Buchen beschattet werden. Der Weg führt unweigerlich bis an den Rand des Friedhofes für die Verstorbenen des russischen Speziallagers Nummer 2, das von 1945 bis 1950 betrieben wurde. Links abbiegend, weiter die Höhe hinauf, hat man wieder Anschluss an das Wegenetz, das einem u.a. auch zum Stern bringt.
Etwas aus dem Wald heraus führt der Abstecher zum Erfurter Blick. Dies ist ein westlicher Ausläufer des Ettersbergmassivs und befindet sich zwischen den Dörfern Hottelstedt und Ottstedt (über Ottstedt besser zu erreichen).