Hängeseilbrücke Hohe Schrecke – Wanderung von Braunsroda

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Die Hängeseilbrücke über das Bärental im Waldgebiet Hohe Schrecke ist ein lohnenswertes Ausflugsziel im Norden von Thüringen. Die Wanderung führt durch Wiesen und Felder, naturbelassene Buchenmischwälder sowie hügelige Graslandschaften und erlaubt phantastische Ausblicke in das Land der Unstrut. In diesem Beitrag beschreibe ich, wie Sie im kleinen Dorf Braunsroda starten, zur Hängeseilbrücke gelangen und auf einem Rundweg wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren.

Schon im Beitrag über die Rundwanderung Kloster Donndorf habe ich auf das Wandergebiet Hohe Schrecke im Norden Thüringens hingewiesen. Auch wenn beispielsweise der Thüringer Wald oder der nahegelegene Harz bekannter sind, kann die Hohe Schrecke an Anttraktivität zu vorgenannten Wanderregionen mithalten. Sie hat sogar den Vorteil, dass es hier nicht so überlaufen ist und es noch einige Sachen neu zu entdecken gibt. Mit dem Kyffhäuser und dem Ensemble Kaiserpfalz Memleben sowie Museum Himmelsscheibe Nebra gibt es touristische Anlaufpunkte mit überregionaler Reputation in der direkten Nachbarschaft.

Das Gutsdorf Braunsroda erreichen Sie über die Autobahnausfahrt Heldrungen der A71. Biegen Sie am Ortsbeginn rechts auf die Schotterpiste (euphemistisch als „Bismark-Allee beschildert“) ab, die sie nach wenigen Metern zum Wanderparkplatz „Hohe Schrecke Hängeseilbrücke“ bringt. Hier parken Sie direkt am Gusthof von Bismark, der noch vor einiger Zeit ein lebhafter Anziehungspunkt in der Umgebung war. Das Guts-Cafe ist temporär geschlossen und ob es noch Ferienzimmer auf der Anlage gibt, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Es hat sich aber unabhängig davon eine Hofimkerei mit Cafe-Betrieb etabliert – allerdings ließ sich dazu nichts im Internet finden.
Der Parkautomat kennt nur zwei Tarife: entweder 2 Stunden für 3 € oder Tageskarte für 5 €.
Anmerkung: Um diese Wanderung in 2 Stunden zu schaffen, muss man ohne Pause stramm durchmarschieren, einmal über die Hängeseilbrücke und wieder zurück.
Tipp: Wählen Sie gleich das Tagesticket, dann wandert es sich ohne Zeitdruck und Sie haben genügend Gelegenheiten für Pausen.

Vorab: diese Wanderung ist wie alles in der Hohen Schrecke sehr gut ausgeschildert. Es ist sehr einfach, die Orientierung zu erhalten.

Start in Braunsroda

Orientieren Sie sich am Wegweiser und folgen der Heidelbergstraße zum Dorfausgang. Die Wirtschaftsstraße biegt am letzten Gehöft rechts ab und führt durch eine Felderlandschaft mit Ausblicken zu den Höhenzügen Schmücke, Hainleite, Windleite, Kyffhäuser und Südharz. Hier habe ich auch das erste Mal wieder eine Pflanzengesellschaft bestehend aus Klatschmohn, Kamille und Kornblumen gesehen. Das Rot-Weiß-Blau meiner Kindheit. Und ich hatte immer gedacht, in Thüringen hätten sie es tatsächlich geschafft, alles totzuspritzen.


Am Rastplatz und Infopunkt gibt es ein besonderes Naturschauspiel zu bestaunen: schwärmende Bienen habe sich an einem hölzernen Fahrradständer gesammelt und bildeten eine Traube.

Nach Erreichen der Waldkante folgt der Weg dem Langen Tal. Nun wandert man nicht mehr auf einer Straße sondern unbefestigten Waldwegen. Der Hang zur Linken wird von einer alten Streuobstwiese (hauptsächlich Süßkirschen) eingenommen, wie sie so typisch für diese Region sind. Vorsicht vor dem Herdenschutzhund. Er passt auf und nimmt seinen Auftrag sehr ernst.

Durch das Lange Tal

Dadurch dass das Tal nicht sehr breit ist und seine Flanken relativ steil ansteigen, kommt man sich ein wenig wie im Gebirge vor. Der eigentliche Talgrund wirkt verwildert und undurchdringlich. Es ist durchaus vorstellbar, dass dort scheues Getier einen sicheren Rückzugsort findet. Gut, dass der Weg hangparallel durch lichten Wald führt. Je tiefer man in den alten Wald der Hohen Schrecke vordringt, desto zahlreicher wird das Vorkommen alter Buchen und Eichen und anderer Laubbäume. Die Nadelgehölze wie zum Beispiel Lärchen sind oftmals tot. Was da jetzt die Ursache gewesen sein mag, lässt sich nur mitmaßen. Nach dem Verlassen des Langen Tals ist es nur noch knapp 1 Kilometer bis zur Hängeseilbrücke, die auf ca. 180 Metern Länger in 20 Meterhn Höhe das Bärental überspannt. 2019 eröffnet hat sie sich schnell zu einem Publikumsmagneten entwickelt. Auch wenn man auf den Waldwegen nahezu allein unterwegs ist – auf der Hängebrücke ist fast immer Betrieb. Ich musste etwas warten, bis ich ein Photo ohne Menschen aufnehmen konnte.

Die Hängeseilbrücke über dem Bärental

Den Leuten, die unter Höhenangst und/oder Schwindel leiden, sei gesagt: Die Brücke schaukelt weniger als ich gedacht hatte. Wenn man langsam und nicht unbedingt in einer Gruppe und im Gleichschritt rübermarschiert, bekommt man von den Bewegungen fast gar nichts mit. Die Seitenbegrenzungen sind sehr weit nach oben gezogen worden und da am Grund des Bärentals die Referenzpunkte fehlen, kann man die Höhe auch gar nicht richtig erfassen. Was problematisch ist, sind die großen Schlitze zwischen den Laufbrettern. Da hilft nur den Blick oben bzw. geradeaus halten.
Wer so gar nicht mit solchen Situationen umgehen kann, muss weite Umwege in Kauf nehmen, um auf die andere Seite zu gelangen.

Am Aussichtspunkt Unstrutblick

Hat man die Brücke überquert sind es nur noch ein paar Hundert Meter durch den Wald bis zum Aussichtspunkt „Unstrutblick“, der zugleich Rastplatz mit überdachter Bank ist. Hier am Rande einer großen Streuobstwiese bietet sich ein weiterer Ausblick auf das Unstruttal. Zu Füßen liegt Gehofen mit seinem markanten Kirchturm. Auf den gegenüberliegenden Höhen sind Landgrafroda und Ziegelroda auszumachen. Weiter östlich kann man Roßleben-Wiehe ausmachen, gut erkennbar am benachbarten Kali-Abbau, dessen helle Wände im Sonnenlicht strahlen. Am äußersten Rand des Sichtfeldes wird man den Aussichtsturm am Fundort der Himmelsscheibe Nebra entdecken können.

Hohe Schrecke Unstrutblick 1
Am Aussichtspunkt Unstrutblick


An dieser Stelle kann man entscheiden, ob man weiter entlang der Nordost-Abdachung der Hohen Schrecke wandert und weiter südlich den Bogen zurück nach Braunsroda schließt oder ob man im Prinzip denselben Weg zurück nimmt. Ich habe mich für eine Abwandlung der letzten Variante entschieden.

Rückweg über das Hügelland

Nur ein paar Minuten nach der Hängeseilbrücke biegt der Weg rechts in Richtung Reinsdorf ab und führt in eine offene und stark hügelige Landschaft mit Grasflächen, alten Obstbäumen und bunten Wildblumen. An der Stelle zwischen Kümmelberg zur rechten und Aschenberg zur linken sollten Sie nach einer Sitzbank Ausschau halten, die versteckt ein paar Metern über Ihnen thront. Hier teilt sich eine große Birke in 3 Teilstämme und in ihrem Schatten lässt es sich gut pausieren.


Am nächsten Wegweiser biegen sie links in die Wiesenlandschaft ab (Braunsroda statt Reinsdorf). Sie laufen in Richtung der Windräder, deren Flügel immer wieder über den Hügelkuppen auftauchen und wieder verschwinden. Meiner Ansicht nach, handelt es sich hier um den vielleicht schönsten Wegabschnitt der ganzen Tour. Das ungemähte Gras wiegt sich leicht im Wind und das Relief der Landschaft begünstigt unterschiedliche Licht- und Schattenspiele des Sonne-Wolken-Mix. Und dann sind da wieder die alten Obstbaumbestände (vorwiegend wieder Kirsche), die vor langer Zeit an den Hängen der Hügel in Streuobstwiesen angepflanzt wurden.


Mitten durch eine dieser Obstwiesen geht es den Talkesse hinauf. Oben angekommen trifft man auf einen anderen Weg aus Richtung Reinsdorf. Diesen geht es nun nach links weiter. Linkerhand erstreckt sich am Feldrand eine Blühstreifen aus lauter Kornblumen. Auf der gesamten Strecke das leuchtende Blau von hunderten von Kornblumen!


Vorsicht bei der nächsten Rechtskurve am Waldrand. Hier stehen Bienenkästen der Schlossimkerei Tonndorf (ziemlich weit weg, aber so ist es) und es herrscht ein reger Flugverkehr, so dass ich lieber gleich die Abkürzung über das Feld nehme. Man fragt sich schon, wo die ganzen Bienen ihre Nahrung finden sollen. Die Kornblumen zuvor waren zwar schön anzusehen, aber wahrscheinlich nicht ausreichend, um Futter für mehrere Völker zu liefern.


Nun geht es entlang der Höhenkante auf der anderen Seite des Langen Tals und von ganz oben gewinnt man auch mal einen richtigen Eindruck davon, wie tief das Tal eingeschnitten ist. Dass die Hänge mehr als steil sind, hat die verschiedensten Gehölze nicht davon abgehalten, sich hier anzusiedeln. Direkt am Weg findet man prachtvolle Exemplare von Eichen, Hainbuchen aber immer wieder auch Kirschbäume.
Zum Schluß geht es langsam bergab durch einen schattigen Hohlweg. Auf der linken Seite öffnen sich immer mal wieder Fenster mit Blick auf Heldrungen und Oberheldrungen sowie den Höhen von Schmücke und Windleite.
Braunsroda wird genau an der Stelle erreicht, an der man ihn durch Rechtsabbiegen am letzten Gehöft verlassen hat. Nun sind es nur noch wenige Schritte zurück zum Parkplatz. Sollten Sie noch in der Zeit liegen und Hunger sowie Durst verspüren, testen Sie doch mal die Kulinarik im Cafe der Hofimkerei aus. Ansonsten sieht es im Ort eher schlecht aus. Wer noch einkehren möchte, dem bleiben nur Heldrungen, Reinsdorf, Artern oder auch etwas entferntere Gaststätten wie die Klosterschänke Donndorf als Anlaufpunkte.

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