Rundwanderweg in der Hohen Schrecke – Kloster Donndorf

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Wenn es um Wanderwege in Thüringen geht, fristet eine bestimme Gegend im Norden dieses Bundeslandes ein regelrechtes Schattendasein. Unverdient, wie ich finde.
Ich möchte dazu beitragen, dass sich das ändert. Daher stelle ich hier einen Rundwanderweg vor, der die Hohe Schrecke mit ihrer tollen Natur streift und zudem viele weite Ausblicke auf das Unstruttal erlaubt.

Die Hohe Schrecke ist ein bis zu 370 Meter hoher bewaldeter Höhenzug im Grenzland von Thüringen und Sachsen-Anhalt. Im Norden wird die Hohe Schrecke von der Unstrut umflossen. Größere Ortschaften sind Kölleda und Sömmderda im Südwesten, Artern im Nordwesten, Roßleben-Wiehe im Nordosten und Rastenberg im Südosten. Die Hohe Schrecke lag einst im Kerngebiet des Thüringer Königreiches und wurde dementsprechend durch Wallburgen (z.B. Monraburg) und besfestigten Siedlungen entlang der Handels- und Verkehrswege gesichert. Viele Dörfer wurden schon im Mittelalter zu Wüstungen, von deren Existenz nur noch alte Flurbezeichnungen Auskunft geben.
Der anstehende Buntsandstein mit Lössauflage ist hauptsächlich von Buchenwäldern bestanden. An den Rändern finden sich Halbtrockenrasen, Strauchvegetationen und Streuobstwiesen.
Zu DDR-Zeiten wurde die Hohe Schrecke von der Sowjetarmee als Truppenübungsplatz genutzt. Dafür wurden große Waldflächen gerodet und freigehalten. Nach Aufgabe des Standortes wurden die Flächen dekontaminiert und sich größtenteils selbst überlassen. In der Abgeschirmtheit als Militärgelände konnte sich die Flora und Fauna ungestört entwickeln und zeigt heute ein vielfältiges Erscheinungsbild, was man in dieser Geschlossenheit und Ausprägung nur noch selten findet. 34 Quadratkilometer Fläche sind als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Kloster Donndorf – Start- und Zielpunkt der Wanderung

Start- und Zielpunkt dieser Wanderung ist das ehemalige Kloster Donndorf. Im Mittelalter residierten hier Zisterzienserinnen, die ursprünglich aus dem nahen Bachra stammten. Mit der Reformation und der daraus folgenden Aufhebung des Klosters endete diese Nutzung. Heute beherbergt das zur Gemeinde Roßleben-Wiehe zugehörige Ensemble die Ländliche Heimvolksschule sowie ein Wohnstift der Diakonie. Die Klosterschänke ist ein lohnenswerter Start -und Endpunkt einer jeden Wanderung. Am einfachsten ist die Anreise mit dem eigenen PKW (Parkplätze vorhanden), aber eine Busverbindung mit Haltestelle gibt es auch.

Von der Klosterschenke aus folgt man der Straße, die nun in einen leicht ansteigenden Waldweg übergeht, in südwestlicher Richtung.

Wo der Wanderweg den Wald wieder verlässt – kurz nach einem Rastplatz – wendet man sich nach Südosten und läuft entlang einer planmäßig angelegten Obstwiese, die aus Dutzenden Kirschbäumen besteht. Was für ein unglaublicher Anblick muss das zur Blütezeit sein.
Wir stoßen auf eine weitere Kirschbaumallee, der wir rechts einbiegend weiter bergauf folgen. Es fällt auf, dass es hier auf engstem Raum viele Streuobstwiesen oder mit Obstbäumen bestandene Wirtschaftswege gibt. Am Waldrand angekommen halten wir uns links und können am anschließenden Rastplatz etwas über die Fledermauspopulation der Hohen Schrecke erfahren. Wir wandern entlang der Übergangszone zwischen Waldrand und Feldrain weiter in Richtung Süden. Auf diesen Metern bieten sich einem die schönsten Ausblicke auf das Tal der Unstrut und die gegenüberliegenden Hänge des Trias-Jura-Hügellandes.

Durch das Wolfstal nach Langenroda

Der Weg macht nun einen leichten Knick nach rechts und beschreibt einen Bogen um die Ausläufer des Wolfstals. Wir folgen der Ausschilderung und biegen links in südöstlicher Richtung auf einen Wiesenweg ein. Entlang eines kleinen Fließes haben sich viele Farne angesiedelt. Nach ca. 400 Metern biegen wir an einem Wegekreuz wieder nach links und steigen allmählich in das Wolfstal hinab. An der eingefassten Wolfstalquelle ist gut Rasten. Gerade bei heißem Sommerwetter wird man den schattigen Waldweg entlang des Bachlaufs zu schätzen wissen.

In Langenroda

Wir nähern uns Langenroda, dessen erste Gehöfte in Sicht kommen. Durch die „Gasse“ gehen wir vor bis zur Dorfstraße und folgen dieser nach links. Der Schrecke-Randweg würde uns wieder hoch auf den gegenüberliegenden Hang führen, aber wir wollen es nicht übertreiben. Schließlich gibt es auch im langgestreckten Straßendorf Langenroda etwas zu entdecken. Da wäre zum Ersten die Kirche St. Georg, die 1894 im neoromanischen Stile als Ersatz für die baufällige Vorgängerkirche errichtet wurde. Uns zeigte sie sich leider verschlossen. Die ältesten Gräber finden sich auf dem Kirchhof. Beeindruckend ist das gut erhaltene Grab eines jungen Mannes, der wie so viele seiner Generation sinnlos im Ersten Weltkrieg sein Leben ließ. Alles macht aber einen gepflegten Eindruck und am Eingang wird dem interessierten Besucher eine Kuriosität präsentiert. 1792 wurde in die Vorgängerkirche eine massive Holztür eingebaut, für die es aber nach dem Neubau keine Verwendung mehr gab. Noch gut in Schuss und zum Entsorgen zu schade wurde sie an den Dorfschmied verkauft, wo sie bis zur Aufgabe der Schmiede ein sicheres Zuhause fand. Ab da gleicht ihre Reise einer Odyssee. Als sie schließlich auch im neugeschaffenen Heimatmuseum keinen Platz fand, wurde sie schlussendlich von engagierten Bürgerinnen und Bürgern im Rahmen der 700-Jahr-Feier neben dem Eingang zum Kirchhof umgesetzt, wo sie von einem Dach geschützt Auskunft über ihren Werdegang und die Handwerkskunst geben darf. Im Vorfeld zur Kirche zieht das Kriegerdenkmal durch seine auffällige Gestaltung alle Blicke auf sich. Eine Besonderheit sind die gemauerten Backhäuser, von denen einige immer noch in Betrieb sind und zu Dorf- bzw. Vereinsfesten genutzt werden. Ein paar hundert Meter ausßerhalb der Gemarkung steht die gut erhaltene Bockwindmühle von Langenroda. Leider ist dieses Exemplar nur von außen zu besichtigen.

Über den Ranke-Wanderweg zurück zum Kloster Donndorf

Wir verlassen das Dorf, indem wir an der Gabelung der Dorfstraße nach links auf den Ranke-Wanderweg abbiegen. Dieser beschreibt mit seinem kurvigen Hin und Her einen reizenden Weg durch die Felder. Vom Untergrund her auch für Radfahrer gut geeignet. Nachdem wir den Donndorfer Bach überquert haben, steigt der Weg nordwestlich steil an. Der Untergrund ist jetzt so gar nicht mehr fahrradtauglich. Wieder ist eine Seite von Obstbäumen gesäumt. Nach Norden hin wird man durch reizvolle Ausblicke in das Unstruttal und Südharz entschädigt. Jetzt kommt auch das Kloster Donndorf in Sicht und gibt einem das Ziel vor.

An der nächsten Kreuzung folgt man der Allee talwärts, wo man auf den zur Straße ausgebauten Köhlerhüttenweg trifft. Nach links (Nordwesten) geht es nun immer dem Kloster entgegen. Kurz vor der Klosteranlage queren wir einen kleinen namenlosen Bach, der sich erstaunlich tief in das Gelände eingegraben hat, bevor wir der Straße in einer Linkskurve folgend zurück zur Klosterschenke gelangen.

Stärkung in der Klosterschenke und Besichtigung des Klosters

Wer in der Klosterschenke einkehrt (wozu ich nur raten kann), sollte dies im Biergarten unter der riesigen Trauerlinde tun. Die Äste dieser Varietät reichen bis hinunter auf den Boden und schirmen die Sitzplätze drinnen ganz natürlich vom Lärm der Welt ab. Schöner kann es nicht mehr werden. Wenigstens ein Platz auf der Terasse sollten sie ergattern, denn die Aussicht ist phantastisch. Der Blick reicht vom Lauf der Unstrut, über die Ausläufer des Südharz bis zum Kiffhäuser mit seinem weithin sichtbaren Denkmal. Die Speisekarte verrät uns, dass wir auf dem Land sind. Vegetarier haben es von Haus aus schwer, aber was man an Speisen und Getränken erhält ist ausreichend und von guter Qualität. Etwas für den kleinen Hunger wäre nicht schlecht – einfach nur Bratkartoffeln oder Boulette mit Kartoffelsalat.

Nach der Stärkung sollte man sich unbedingt die Klosteranlage ansehen. Wir können froh sein, dass uns dieser Ort mit seiner wechselvollen Geschichte bis heute erhalten blieb. Über das Haupttor gelangt man in den großzügigen Klosterhof. Blühende Robinien hüllen alles in eine süss duftende Wolke ein. Die Kirche Sankt Laurentius wurde mehrfach überbaut und nur Teile des Turms sind noch aus der Bauzeit erhalten. Das Kirchenschiff mit seinem Mansardenwalmdach war leider zugesperrt. Der Klostergarten hat sein barockes Gepräge eingebüßt. Offensichtlich hat auch hier der Buchsbaumzünsler erbarmungslos zugeschlagen – alle Buchseinfassungen waren herausgerissen. Dennoch bleibt dieser Garten eine grüne Oase der Ruhe mit einem tollen Blick weit über das Tal hinaus.

Anmerkungen

Natürlich ist diese hier vorgeschlagene Route nicht der Weisheit letzter Schluß. Wer einfach mehr Kilometer schrubben will, kann das tun, indem er an den richtigen Stellen einfach weiterläuft und damit einen größeren Bogen durch den Wald der Hohen Schrecke schlägt. Empfehlenswert ist zum Beispiel die Burgruine Rabensburg mit einzubeziehen, auch wenn es dafür separate Wanderwege gibt.
Ich persönlich finde die Länge dieses hier vorgestellten Rundweges genau richtig. Er bietet auf knapp 8 km eine ausgeglichene Mischung aus offener Kulturlandschaft und Wald.
Da man sich in der freien Wildbahn aufhält und auch mal durch hohes Gras stapft oder unter Bäumen entlang, ist lange, den Körper bedeckende Kleidung Pflicht. Anti-Insekten-Spray ist ebenso empfehlenswert wie ausreichend Sonnenschutz (ein Großteil der Strecke bietet keinen Schatten). Als Einkehrmöglichkeit bietet sich die Klosterschenke an.

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