Der Deutsch-Amerikaner Lyonel Feininger, der später mit dem Bauhaus assoziert war, malte in seiner Zeit in Weimar viele Dorfkirchen im Weimarer Land. So beanspruchen dann auch viele der Gotteshäuser den Titel Feininger-Kirche für sich. Die Kirche von Gelmeroda muss es ihm aber ganz besonders angetan haben, denn keine andere Kirche bildete er so häufig ab.
Über ein Dutzend Kompositionen und unzählige Zeichnungen, Drucke und Aquarelle sind von dieser Kirche mit der weit in den Himmel dringenden Haube überliefert. Deshalb ist sie als die Feininger-Kirche schlechthin bekannt.
Die Kirche hat nur einen kleinen, heute wohl nicht mehr als Begräbnisstätte genutzten Kirchhof vorzuweisen, der von einer kleinen Mauer umgeben ist. An der Nordfront ist am Turmabschluss eine kleine Uhr angebracht, die ich nicht als originär deuten würde. Am Fuß der Nordseite ist das so häufig anzutreffende Gefallenendenkmal aus dem ersten Weltkrieg aufgestellt.
Auffälligster Gebäudeteil ist die lange Turmhaube, die mit Thüringer Schiefer eingedeckt ist. Bei Dunkelheit wird die Kirche von einer Lichtinstallation illuminiert, was ungefähr die Stimmung auf Feiningers Bildern widerspiegelt.
Das Kircheninnere ist in seiner künstlerischen Bedeutung nicht mit dem äußeren Erscheinungsbild vergleichbar. Der Kirchenraum ist eher schlicht, was typisch für die evangelischen Kirchen ist. Die Kanzel ist ebenerdig in der rechten Ecke, ein spezieller Andachtsraum noch einmal durch eine Glasfront getrennt. Sehr schön gemacht: An den Wänden befinden sich Exponate zum Künstler Feininger inklusive Kopien der Feininger-Kirchen Gemälde. Dazu kommen auch Brieffragmente, Biographische Angaben und Landkarten mit seinem Wirkungskreis.
Die Feininger-Kirche erreicht man, wie auch den Feininger-Turm in Mellingen über den Feininger-Radweg, der die wichtigsten Stationen des Künstlers auf einer ca. 30 Kilometer langen Tour verbindet. Von Weimar startet man in Richtung Südwesten und erreicht über Niedergrunstedt nach 7,5 km das kleine Gelmeroda.
Wem das zuviel Anstrengung ist oder auch zu lange dauert, der kann ab Weimar für 1,80 € mit den Buslinien 6 oder 221 bis nach Gelmeroda fahren. Von Weimar dauert die Busfahrt etwa 15 Minuten. Von der Bushaltestelle an der B85 sind es knapp 2 Minuten Fußweg – man sieht den hoch aufragenden spitzen Kirchturm bereits am Dorfeingang.
Heute fungiert die Kirche als eine der wenigen Autobahnkirchen in Deutschland und ist daher täglich bis 20 Uhr geöffnet. Die Autobahnabfahrt Weimar ist nur wenige hundert Meter von der Kirche entfernt.