Die Parkhöhle in Weimar – Weimars Unterwelt erkunden

Kategorie: Bauwerke

Den Goethegeburtstag 2017 (der immer zwischen Römischem Haus und Parkhöhle auf einer kleinen Festmeile begangen wird) habe ich dazu genutzt, mir mal die Weimarer Parkhöhle anzusehen. Die Besichtigung fand als halbstündige Führung durch einen Mitarbeiter der Klassik-Stiftung Weimar statt.

Die Parkhöhle ist ein künstlich angelegtes Höhlensystem, dessen Zugang südlich der Mensa an der Belvederer Allee zu finden ist. Sie wird Parkhöhle genannt, weil sie sich zum Großteil unter de, höher gelegenen Teil des Ilmparks befindet. Die Höhle selbst liegt ca. 12 Meter unter der Erdoberfläche, wobei man damit noch nicht einmal das Flussbett der Ilm in der angrenzenden Niederung unterschreitet.

Zur Geschichte der Parkhöhle

Herzog Carl Augusts Begeisterung für das englischer Porterbier ist es zu verdanken, dass die Weimarer und Besucher der Stadt noch heute ein Höhlensystem zur Besichtigung haben. Ursprünglich wurden im westlichen Bereich der Belvederer Allee 4 und 5 Felsenkeller in den Untergrund getrieben, um dort das importierte Porter kühl lagern zu können. Später wollte man eigenes Bier brauen, und erweiterte die Arbeiten um einen Abflussstollen (Rösche genannt) zur nahe gelegenen Ilm hin. Dieser Stollen sollte die beim Bierbrauen anfallenden (und wohl sehr übelriechenden) Abwässer problemlos in die Ilm leiten. Aus finanziellen Gründen hatte sich das mit dem Bierbrauen aber schnell erledigt und die bereits bestehende Höhlenanlage wurden um einige Nebenstollen und Kammern erweitert, die nun als Lagerräume genutzt wurden. Das Abraummaterial wurde zur Anlage des Wegenetzes im Ilmpark verwendet.

Im Zweiten Weltkrieg erinnerte man sich der Höhle und baute einige Teile zu einer Bunkeranlage für die Gauleitung Weimar aus. Diese kam allerdings nicht mehr zum Einsatz. Nachdem sich die von den Alliierten befohlenen Sprengungen negativ auf die gesamte geologische Situation der Umgebung ausgewirkt hätte, beließ man es beim Befüllen des „Haupteinganges“ am sowjetischen Soldatenfriedhof. Die Parkhöhle verfiel in einen Dornröschenschlaf, der ab und an nur dann unterbrochen wurde, wenn sich die Höhle durch Absenkungen und Teileinstürze im Straßen- oder Hausbau bemerkbar machte und durch aufwendige, optisch sichtbare Sicherungen wieder ins Gedächtnis der Weimarer zurückrief.

Der heutige Zustand

Den Bemühungen des Geologie-Professors Steiner ist es zu verdanken, dass man nach der Wende daran ging, die Parkhöhle der Forschung und vor allem dem Publikum zugänglich zu machen. Ab 1993 war es in Teilen und ab 1999 in dem Zustand hergerichtet, wie wir ihn heute kennen. Zu den Schaugängen und -stollen gesellt sich das Höhlenmuseum, das ein wenig Aufschluss über die geologische Situation, archäologische Funde und die Geschichte der Höhle gibt. Es gibt auch einen Raum, in dem Kinovorführungen oder Musikveranstaltungen abgehalten werden. Einige Bereiche sind aus Sicherheitsgründen nicht mehr zugänglich, so zum Beispiel die ursprünglichen Felsenkeller auf der anderen Seite der Belvederer Allee und auch der Ausgang zur Holzbrücke an der Ilm.

In der Parkhöhle herrschen ganzjährig Temperaturen um die 8/9 Grad Celsius, das sollte bei einem längeren Aufenthalt (vor allem im Sommer, wenn draußen über 30 Grad herrschen) bedacht werden. Sie ist relativ feucht und in Teilen sind die Deckenhöhen eher für Sitzriesen geeignet, aber man erhält Schutzhelme – die man auch unbedingt tragen sollte. Das deckenbildende Travertingestein kann scharfkantige Grate und Zacken bilden.

Führungen

Zu jeder vollen Stunde kann man für Gruppen ab 4 Personen eine einstündige Führung buchen. In der Saison und während anderweitigen Festivitäten in der Stadt ist es ratsam, vorher eine Anfrage zu starten, da ein Besuch der Parkhöhle stark nachgefragt wird.

Öffnungszeiten

In den Sommermonaten (letztes Wochenende im März bis letztes Wochenende im Oktober) ist die Parkhöhle Mittwoch bis Montag zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet.
In der Nebensaison täglich außer Dienstag von 10 bis 16 Uhr.

Preise

Erwachsene: 4,50 € (ermäßigt 3,50 €)
Schüler im Alter 16-20 Jahre: 1,50 €

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