Die barocke Anlage des Kirms-Krackow-Hauses nördlich des Herderplatzes ist eines der ältesten noch erhaltenen Gebäude in Weimar.
Im Haus ist ein Museum für bürgerliche Wohnkultur des 18. und 19. Jahrhunderts untergebracht, während der wiederhergestellte Garten mit seinem Pavillon zum Verweilen einlädt.
Wie lebte es sich in einem bürgerlichen Weimarer Wohnhaus des späten 19. Jahrhundert?
Diese und andere Fragen beantwortet das Museum im Kirms-Krackow-Haus an der Jakobstraße.
Die Ursprünge dieses ehemaligen Ackerbürgerhofes gehen zurück bis in das 16. Jahrhundert, wo der Vierseithof erstmalig auf Stadtplänen verzeichnet ist.
1701 geht die Anlage in den Besitz der Familie Kirms über, womit sich bereits ein Namensbestandteil erklären lässt. Im Jahr 1750 wurde das Grundstück durch Zukauf einer weiteren Parzelle um den noch heute existierenden Garten mit Pavillon (1754) erweitert.
Der berühmteste Bewohner war zweifellos der Landkammerrat Franz Kirms (1750-1826), ein Zeitgenosse Goethes und des Herzogs Carl August, in dessen Diensten er auch stand.
Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Weimarer Theaters (sowie Aufsicht über das Hofmarschall- und Stall-Amt), widmete er sich ausgiebig der Blumenzucht. So brauchte ihm Herzog Carl August seltene Gewächse von seinen Auslandsreisen mit, die Kirms dann in seinem Garten zu züchten versuchte. Der Garten war durch das passionierte Hobby dieses „Blumisten“ (wie solche Leute früher genannt wurden) weithin als Sehenswürdigkeit bekannt.
Im hohen Alter ehelichte er Caroline Krackow, die eine der Kinderfrauen der Herzogin Maria Pawlowna war. Dadurch ergab sich der komplette Name des Kirms-Krackow-Hauses.
Nach seinem Tod erbte seine Nichte Charlotte Coelestine Krackow den Hof und das Haus. Ihr verdanken Sie es, dass das Haus heute als lebendes Museum fungiert.
Bis zu ihrem Tod 1915 weigerte sich die damals 92-jährige auch nur die geringsten Veränderungen am Haus und am Inventar vorzunehmen. Die modernen Segnungen der Zivilisation hatten bei ihr keine Chance. der Es wurden kein Strom und keine Wasserleitungen gelegt, der Innenhof blieb grob gepflastert und die Laubengänge aus Holz wurden nicht abgerissen.
Die Stadt Weimar erkannte schnell, was für Möglichkeiten diese Zeitkapsel bot und kaufte den Erben das Grundstück. Seit 1917 fungiert es (mit Unterbrechungen) als Museum für Wohnkultur aus der Biedermeierzeit.
Von außen, also der Jakobstraße, macht das Gebäude gar keinen so aufregenden Eindruck. Eine typische Hausfassade mit grünem Anstrich, die nur durch die Toreinfahrt erahnen lässt, dass sich hier ein Schmuckstück verbirgt. Im Torbogen selbst geht es rechts über eine Treppe in die Obergeschosse des Vorderhauses, wo das Museum untergebracht ist.
Durch den Torbogen selbst gelangen Sie in den Innenhof, der wie gesagt nur grob gepflastert ist. Rechts erblickt man den alten Pumpbrunnen aus Holz, der sich durch die Zukunftsverweigerung der letzten Kirms-Krackow-Nachfahrin erhalten hat. Achten Sie einmal auf die Kugel am Ende des Pumpenschwengels – die Legende besagt, dass es sich um eine 1806 abgefeuerte Kanonenkugel der Franzosen handelt!
An zwei Seiten hat sich der begrünte Laubengang aus Holz erhalten, der im Sommer mit vielen Balkonblumen bestanden ist. An der gegenüberliegenden Hofwand entdecken Sie ein altes Wasserbecken aus Sandstein. Pumpe und Becken, das war alles, was den Bewohnern früher zur Wasserversorgung zur Verfügung stand.
Jeweils am Wochenende hat in dem abschließenden Gebäudeteil ein Cafe geöffnet. Es gibt Kaffee und Kuchen, sowie andere Getränke und man kann sich in den Innenhof setzen oder sich mit seiner Tasse Tee in den Garten zurückziehen.
In den Garten mit seinem Pavillon gelangen Sie übrigens am Ende rechts über einen Hausdurchbruch.
Ob der Garten jetzt wieder ganz genauso wie zu Zeiten Franz Kirms aussieht, lässt sich nur schwerlich beurteilen. Der Schriftsteller Hans Christian Andersen, der 1844 hier zu Besuch war, schrieb von einem „herrlichen Blumengarten“ wo er zwischen „Rosen gewandert“ sei. Zu derselben Feststellung können Sie heute auch gelangen, so schön ist der Garten hergerichtet. Die mit Sandsteinmauern begrenzten Hochbeete werden durch kleine Trampelpfade verbunden und am Ende des Gartens leuchtet der sanierte Pavillon, der am Wochenende für Ausstellungen, Galerien oder sonstige Veranstaltungen genutzt wird.
Über zwei Pforten haben Sie Zugang zum benachbarten Grundstück Marstallstraße 3, wo sich ein Bankier einen ähnlich schönen Garten eingerichtet hat, der aber einen weitläufigeren Eindruck macht.
In diesem Haus verkehrten schon berühmte Personen wie die Komponisten Hummel und Liszt, der Dichter Andersen oder der Dramatiker Iffland.
Der Eintritt ins Museum kostet für Erwachsene 1,50 €
Kinder und Schüler (gegen Vorlage eines Schülerausweises) haben freien Eintritt.
Der Innenhof und der rekonstruierte Garten mit Pavillon können kostenfrei besichtigt werden.