Wasserburg in Kapellendorf

Kategorie: Bauwerke

Die Wasserburg in Kapellendorf ist (gemessen an der Größe des Ortes) eine der beeindruckendsten und größten Burganlagen, die ich in Thüringen gesehen habe.
Zwar befindet sich diese Sehenswürdigkeit nicht direkt in Weimar sebst, ist aber von hier aus in nur wenigen Minuten zu erreichen.

Die Wasserburg ist ein leider völlig unterbewertetes Reiseziel, was vielleicht daran liegen könnte, dass sie mit den Sehenswürdigkeiten der Weimarer Klassik Attraktionen von Weltgeltung zur Konkurrenz hat.
Es spricht trotzdem nichts dagegen, mal nach Kapellendorf zu reisen, und der Burg sowie ihrem Museum einen Besuch abzustatten. Vielleicht ist auch gerade Jahrmarkt in der Burg oder eine andere Veranstaltung.

Geschichte der Burg

Obwohl der Ort Kapellendorf bereits im 8. Jahrhundert besiedelt gewesen scheint, kann eine Burganlage erst im 12. Jahrhundert urkundlich nachgewiesen werden. Eine lange Zeit angenommene Turmhügelburg aus dem 9./10. Jahrhundert muss wohl ins Reich der Legenden verwiesen werden.

Die Reste der alten Kirchberger Burg (benannt nach den Burggrafen von Kirchberg) sind heute noch sichtbar. Dazu gehört das Fundament des mächtigen Bergfrieds, Teile des Palas, ein Wasserbrunnen und die innere Schutzmauer. Der Durchmesser dieser Anlage betrug nur 32 Meter, wodurch man sich vorstellen kann, wie eng es dort gewesen muss. Zumal auch noch Gebäude untergebracht waren.
Mit der Übernahme durch die Stadt Erfurt wurde die Burganlage im 14. und 15. Jahrhundert stark erweitert. Hinzu kamen die Küche mit dem überdimensionalen Rauchfang („Ochsenbratküche“) und die Kemenate als mehrgeschossiges Wohngebäude.

Allerdings wurden die großen Erweiterungsbauten, die die Anlage heute ausmachen, erst noch später hinzugefügt. Dazu gehört der gesamte Komplex der Vorburg mit dem Verliesturm, den Flankierungstürmen, dem Torturm, mehreren Wohn- und Verwaltungsgebäuden und der Wassergraben, der bis zu 30 Meter breit fast die gesamte Burg umfloss. Somit stieg der Durchmesser der Burganlage auf über 180 Meter.
Der Eingang wurde verlegt und der Wassergraben mittels einer Steinbrücke überwunden.

Nach vielen Irrungen und Besitzerwechseln (sie stand bspw. auch unter sächsischer Herrschaft) rückte sie im Oktober 1806 noch einmal in das Blickfeld der Geschichte, als der preussische Befehlshaber Fürst zu Hohenlohe hier sein Hauptquartier vor der Doppelschlacht von Jena-Auerstedt aufschlug.

Museumsbetrieb

Heute ist in der Kemenate die Sonderausstellung Mythos und Wirklichkeit untergebracht, dass über die Geschichte der Wasserburg u.a. mit Schwerpunkt auf dem Schlachtenkomplex von Jena-Auerstedt informiert. Gleichzeitig werden Fundstücke aus archäologischen Grabungen im Umfeld der Burg und Thüringens gezeigt, wozu bspw. eine römische Münze und eine komplette Ritterrüstung gehören. Die unvermeidlichen Keramikfunde und Tonscherben sind natürlich auch zu besichtigen. Viele Exponate sind Leihgaben aus Jena und Erfurt.

Im obersten Stockwerk der Kemenate wird eine Eigenproduktion zur Wasserburg in einer Video-Endlosschleife gezeigt. Von dort hat man die Möglichkeit, über eine Holztür den Wehrgang zu betreten und einen leicht schwindelerregenden aber ebenso tollen Ausblick auf die Kirchberger Burg und das östliche Umland zu genießen.

Der Eintritt kostet 4 € für Erwachsene und kann bei vorheriger Anmeldung mit fachkundiger Führung durch die Kuratorin Frau Petermann erfolgen.
Später ist einmal eine große Dauerausstellung in den ehemaligen Amtsgebäuden geplant. Das kann aber noch Jahre dauern, da die finanziellen Mittel knapp sind und gerade so für die Grundsicherung der Bausubstanz reichen. Eigentümer der Burg ist seit 1998 die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Betreiber der Anlage hingegen ist die Stadt Erfurt, für die die Wasserburg eine Aussenstelle des Stadtmuseums ist.

Großzügige Umbauten und Bestandssicherungen scheiterten am fehlenden Nutzungskonzept für die Zukunft.

Veranstaltungen und Events

In der Zwischenzeit wird der große Innenbereich der Burg für Veranstaltungen aus dem Musik- und Theaterbereich sowie für Märkte (Töpfermarkt, Herbstmarkt, Mittelaltermarkt) genutzt. Besuchen sie dazu bitte die Veranstaltungsseite der Wasserburg-Webseite.

Lage und Anfahrt

Kapellendorf ist eine recht kleine Ortschaft im Städtedreieck Weimar – Apolda – Jena. Mit dem PKW gelangen sie am einfachsten zur Wasserburg, indem sie die B7 zwischen Weimar und Jena benutzen und bei Frankendorf abbiegen (Hinweisschild vorhanden). Von den 3 genannten Orten sind sie nicht länger als eine Viertelstunde zur Wasserburg unterwegs.

Sonstiges

Wer mag, kann auf einem malerischen Spazierweg die Burg umrunden. Nur ein paar Meter von der Burg entfernt, gibt es eine Scheune mit Kabarettveranstaltungen und Restaurant.
Weiterhin sehenswert im Ort sind die Kirche (sie weist auf den Ursprung des Namens „Kapellen“dorf hin) auf dem Hügel und der Gedenkturm auf dem Sperlingsberg, von dem man eine phantastische Aussicht in das Weimarer Land hat.

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