Das Kyffhäuser- oder Barbarossdenkmal ist ein Nationaldenkmal im Kyffhäusergebirge, das weithin zu sehen ist.
Die mächtige Denkmalanlage wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu Ehren Kaiser Wilhelm des I. auf dem Standort der Kyffhäuserburg errichtet, die zum damaligen Zeitpunkt nur noch eine Ruine war. Wilhelm der I. (von Bismarck 1871 zum Kaiser „gemacht“) wird hier gezielt mit dem populären Stauferkaiser Friedrich dem I, genannt Barbarossa (Rotbart) in Verbindung gebracht, der schon zu Lebzeiten eine Legende, nach seinem Tod endgültig zur mythischen Sagengestalt verklärt wurde. Angeblich zog er sich in eine palastartige Höhle tief unter dem Kyffhäusergebirge zurück und verfiel in einen tiefen Schlaf. Wenn die Not im deutschen Reich am größten ist und das Volk ihn um Hilfe anfleht, wird er erwachen und das Reich zu alter Herrlichkeit zurückführen. Nach der Reichsgründung 1871 wurde Kaiser Wilhelm der I. diese Rolle zugeschrieben, weshalb es nach seinem Ableben 1888 zu einem wahren Boom an Kaiser-Wilhelm-Denkmälern kam. Bedeutende Bauwerke dieser Art findet man am Deutschen Eck in Koblenz (Moselmündung) und der Porta Westfalica. Viele Kaiser Wilhelm Denkmäler (vor allem die Großbauten) haben 2 Weltkriege und die DDR nicht überlebt.
Kyffhäuser Denkmalanlage und Reichsburg
Die Denkmalanlage wurde auf dem Gelände der Oberburg der ehemaligen Reichsburg Kyffhausen aus ortstypischem roten Sandstein errichtet. Zentrales Element der halbkreisförmigen Anlage ist die Grotte mit der Monumentalfigur des erwachenden Kaisers Barbarossa und der darüber angeordneten Bronzeskulptur Kaiser Wilhelms des Ersten (Weißbart) zu Pferde. Gekrönt wird das Ensemble durch einen wuchtigen Turm mit einer steinernen Kaiserkrone als Abschluss. Insgesamt ist das Denkmal 81 Meter hoch, während der Turm eine Höhe von 57 Metern aufweist. Die Barbarossa-Figur soll eine Größe von 6,5 Meter haben, während das Reiterstandbild beachtliche 11 Meter vorweisen kann.
Nach dem Aufstieg über 247 Stufen kann man von der Plattform in der steinernen Krone des Turms einen wahrhaft spektakulären Ausblick genießen. Die 360 Grad Sicht führt über einen Großteil der Goldenen Aue zu Füßen des Kyffhäuser, den Südharz (inklusive Brocken), den bewaldeten Kyffhäuser selbst, Hohe Schrecke, Windleite, Hainleite, Teile des Thüringer Beckens und den Thüringer Wald am Horizont (Inselsberg als markanteste Erhebung).
Im hinteren Teil der Anlage ist noch der restaurierte Rest des vom Volksmund Barbarossaturm getauften Bergfrieds zu besichtigen. Die Forschung geht davon aus, dass er innerhalb der 600 Meter langen Reichsburg nicht der einzige Bergfried gewesen war. Allerdings ist die Burg schon frühzeitig dem Verfall preisgegeben worden (auch verbindet sich keine überlieferte Bedeutsamkeit mit ihr – wie z.B. bei der Wartburg und Martin Luther), weshalb die Archäologen der Neuzeit nicht viel Erhaltenes vorfinden konnten.
Das Museum beschäftigt sich hauptsächlich mit der Person Kaiser Friedrich des I. und der mittelalterlichen Burganlage. Bei der Turmbesteigung kann man sich auf den verschiedenen Ebenen mehr über das Denkmal selbst erfahren. In einem Nebenraum der Denkmalanlage gibt es eine kleine, interaktive Ausstellung zum Denkmal und vor allem den Sachen, die sich dort im Laufe der Jahre angefunden haben (zum Beispiel Dinge, die in den Burgbrunnen geworfen wurden). Für den kleinen Hunger bzw. Durst gibt es ein Cafe-Bistro, an das auch ein kleiner Museumsshop angeschlossen ist. Sitzplätze im Freien sind ebenso vorhanden wie ein kleiner Ritterspielplatz und Toiletten. Wer ausgiebig speisen möchte, hat dazu am tiefer gelegenen Burghof bzw. dem Hotel am großen Besucherparkplatz Gelegenheit.
Eine besondere Attraktion ist der 176 Meter tief ins Gestein getriebene Burgbrunnen, der wohl einer der tiefsten Burgbrunnen in ganz Deutschland sein soll. Eine ungefähre Vorstellung davon, wie tief 170 Meter sind erhält man durch das Hinabwerfen an einem Automaten zu erwerbender Steine (Barbarossas Gallensteine). Durch das Hinabwerfen über eine spezielle Vorrichtung wird jedes Mal ein Mechanismus ausgelöst, sobald der Stein die Brunnensohle erreicht hat. Dann antwortet der Kaiser Rotbart aus der Tiefe mit einem flotten Spruch und droht bspw. dem Übeltäter „Hochzukommen und ihm die Ohren langzuziehen“. Der Spaß kostet 1 Euro pro Stein.
Anfahrt, Öffnungszeiten und Eintrittspreise
April bis Oktober | 09:30 – 18:00 Uhr letzter Einlass 30 min. vor Schließung |
November bis März | 10:00 – 17:00 Uhr letzter Einlass 30 min. vor Schließung |
Am Heiligabend bleibt das Denkmal geschlossen.
Preise
Erwachsene erhalten in der Regel für 7,50 € Zutritt zum Gelände, Schüler und Studenten müssen noch 4,50 € bezahlen. Für Kinder bis 6 Jahre ist der Eintritt frei. Für weitere Ticketangebote wie Familien- oder Gruppenreisen oder auch Kombitickets mit dem Rosarium Sangerhausen konsultieren Sie bitte die entsprechende Webseite des Kyffhäuserdenkmals.
Parken
Parken ist auf dem großen Besucherparkplatz mit Parkschein möglich. Die Tageskarte ist mit 2 Euro überaus erschwinglich. Zwischen Parkplatz am Fuß der Anlage und dem Eingangsbereich verkehrt ein kostenloses Bus-Shuttle.
Anreise
Von der Gemarkung Weimar-Schöndorf aus ist das Kyffhäuser Denkmal bei guter Sicht bereits mit bloßem Auge zu erkennen. Mit dem Auto dauert es dennoch etwa 1 Stunde und 15 Minuten, bis man das Ziel erreicht (schließlich durchfährt man das gesamte Thüringer Becken). Als Route ist die B85 zu empfehlen, die einen über Kölleda und Bad Frankenhausen in den Kyffhäuser führt. Ab Bad Frankenhausen verläuft die Straße kurvenreich wie in den Alpen. An schönen Tagen lockt das die Motorradfahrer in Scharen dort hinaus – hier heißt es dann, aufmerksam und wachen Auges zu fahren. Ab Oldisleben ist das Denkmal gut ausgeschildert und nicht zu verfehlen.
Weitere Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Zu Fuß des Gebirgsausläufers, auf dem das Kyffhäuserdenkmal thront, liegt die restaurierte Kaiserpfalz Tilleda, die (wie auch die Reichsburg Kyffhäuser) immer wieder mit Kaiser Friedrich in Verbindung gebracht wird.
Am Südhang des Kyffhäusergebirges lockt Bad Frankenhausen mit dem Bauernkriegspanorama. Nur einen Katzensprung entfernt kann man in Sangerhausen das weltweit größte Rosarium besichtigen. In Sondershausen erwartet sie einer der repräsentativsten Schlossbauten Thüringens bzw. Mitteldeutschlands. Der Harz und das Kyffhäusergebirge selbst sind überregional bekannte Wandergebiete.