Eine Pilgerstätte für Architektur- und Bauhausfans ist das Haus am Horn in Weimar.
1923 drängten die Finanziers des staatlichen Bauhauses in Weimar auf eine erste „Leistungsschau“. Dabei sollte auch geprüft werden, ob die Ergebnisse den hochgesteckten Erwartungen entsprachen. Der Leiter des Bauhauses, Walter Gropius, sah diese Ausstellung wohl als etwas verfrüht an (schließlich empfand er die Ausstattung dieser heute legendären Kunst- und Gewerbeschule als mangelhaft), beugte sich dann aber dem Druck der Landesverwaltung.
Im Weimarer Stadtteil Horn wurde zur Verdeutlichung der integrativen Lehre am Bauhaus ein Wohnhaus errichtet. Ursprünglich sollte es als Musterhaus für eine neu zu errichtende Siedlung dienen. Diese Siedlung wurde allerdings erst 80 Jahre später realisiert, da man damals mit Finanzierungsschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Ein weiterer Grund bestand unter anderem auch darin, dass die Bauhaus-Lehren (und vor allem das Haus am Horn) in konservativen Kreisen auf starken Widerstand stießen. Es war für seine Zeit schlichtweg zu modern und die potentiellen Immobilienentwickler sahen keine Marktchancen.
Die übergeordnete Planung des Hauses am Horn oblag Georg Muche, der ein einfachen und zurückgenommenen Entwurf eines einstöckigen Hauses schuf. Die bauliche Umsetzung besorgte allerdings Gropius eigenes Architekturbüro. Finanziert wurde der Bau übrigens vom Berliner Industriellen Adolf Sommerfeld, für den Gropius bereits die Villa Sommerfeld gebaut hatte. Die Stadt Weimar sowie die Landesregierung Thüringen stellten keine Gelder zur Verfügung.
Ausgelegt war das Haus am Horn auf eine Familie, die ohne Bedienpersonal lebte. Zentrales Element war der Hauptraum (wir würden heute wohl Wohnzimmer sagen), an den sich alle kleineren Zimmer und Wirtschaftsräume anschlossen.
Das besondere an der Konzeption und Realisierung dieses Musterhauses war, dass alle Bauhaus-Werkstätten mit einbezogen wurden (Tischlerei, Weberei, Metallwerkstatt, Wandmalerei, Bildhauerei und Keramische Werkstatt). Das Ergebnis beinhaltet sozusagen das Beste aus allen Welten und entspricht der vom Bauhaus vertretenen Lehre, dass die einzelnen „Künste“ nicht separiert von den Nachbardisziplinen zu betrachten sind sondern sich gegenseitig beeinflussen und befruchten sollten.
Mehr zum Haus am Horn können Sie auch im neuen Bauhaus-Museum erfahren.
Heute steht das Haus am Horn unter der Obhut des Freundeskreis der Bauhaus-Universität Weimar e.V., der auch Führungen durch das Musterhaus anbietet.
Das Haus am Horn liegt im Ostteil der Stadt Weimar auf dem rechten Ilmufer zwischen Goethes Gartenhaus und der Villa Haar. Ab dem Ilmpark ist der Weg ausgeschildert und fußläufig gut zu erreichen.