Was hat es mit dem Roten Turm im Schlosspark Belvedere auf sich? Wieso war Goethe so ein häufig gesehener Gast dort und worin bestehen die Verbindungen zu Wien?
Weiterlesen klärt auf!
Das Schloss Belvedere wurde architektonisch dem gleichnamigen Schloss in Wien nachempfunden und war ein Sommersitz der Herzöge in Weimar. Auf einer markanten Erhebung im Süden der Kernstadt hat man einen tollen Ausblick auf das zu Füßen liegende Weimar.
Heute beherbergt es im Hauptgebäude ein Museum, in welchem sie wertvolle Möbel, Fayencen, Porzellane und Gemälde besichtigen können.
Vor allem die Porzellansammlung der Herzogin Maria Pawlowna ist weit über Weimar hinaus bekannt. Hier finden sich Exponate aus Petersburger und Thüringer Manufakturen. dazu kommt natürlich Meißen, die KPM aus Berlin sowie Delfter Arbeiten. Gerade der blau-weiße Delfter Stil ist im Schloss allgegenwärtig, so sind die Wände des Eingangsbereiches und Treppenhauses mit Delfter Fayencen gefliest.
Die Möbel (Schränke, Tische, Stühle) entstammen größtenteils dem 18. Jahrhundert und sind Zeugnisse großer Handwerkskunst. Die Intarsien und Marketerien zeigen Tier- und Blumenmotive; häufig sind auch Einlagen und Beschläge aus Schildpatt, Perlmutt, Emaille, Gold und Messing zu bestaunen. Aber nicht nur die Ausstellungsstücke sind von kunsthandwerklichem Interesse, das Schloss selbst ist eine Augenweide. Das „Sanssouci der Herzöge von Weimar“ ist mit wenigen Ausnahmen frisch saniert und bietet z.B. vom silbernen Saal aus den gleichen Blick auf den Schlosshof mit Fontäne, Kavaliershäusern und die Weimarer City, wie ihn schon Herzog Carl Friedrich und seine Frau Maria Pawlowna genießen konnten.
Hier residiert auch das Musikgymnasium, weshalb man nicht selten von klassischer Musik begleitet wird, wenn man durch die Schlossanlage lustwandelt.
Der Rote Turm und seine Geschichte
Der Rote Turm ist ein zur Orangerie des Schlosses Belvedere gehöriger Anbau, in den sich Goethe und Herzog Carl-August oft für botanische Studien zurückgezogen haben.
Der Herr Geheimrat von Goethe war ja vielseitig interessiert und die Beschäftigung mit Naturphänomenen stand in der damaligen Zeit hoch im Kurs. Da sein Hausgarten (heute Teil des Goethe-Museums) für die vielen Experimente bei weitem nicht mehr ausreichte, musste der Dichter auf den Garten im Schloss Belvedere ausweichen. Er veranlasste, dass dort viele exotische Pflanzen gezogen wurden. Die Setzlinge dafür brachten er oder der Herzog von ihren Reisen ins Ausland mit. Im Jahr 1826 soll der Botanische Garten Belvedere, wie man den Park zu der Zeit nannte, etwa 6000 exotische Gewächse beherbergt haben.
Der Rote Turm stand als „Chinesischer Pavillion“ bis zum Jahr 1818 im Garten des Wittumspalais in der Weimarer Altstadt, bevor er auf die Belvederer Anhöhe umgesetzt wurde. Am Wittumspalais stand er auf den Fundamenten eines alten Wehrturms der Stadtmauerbefestigung.
Ob sich die beiden Herren im Roten Turm ausnahmslos irgendwelchen Pflanzenstudien hingaben, weiß man nicht mehr. Vielleicht haben sie sich zwischendurch auch dem Müßiggang verschrieben und auf einer Sitzgelegenheit den Ausblick auf die Landschaft genossen. Belvedere heißt nicht zufällig „Schöne Aussicht“. Der Blick reicht hier phantastisch weit. Er schweift von Taubach, über Ehringsdorf, Oberweimar und Weimar bis hin zum Ettersberg.
Heute beeindruckt dieser Teil des insgesamt 43 Hektar großen Schlossparks seine Besucher genauso wie noch vor 200 Jahren.
Im Sommer zieren Alleen von Zitrusbäumchen, Agaven, Feigen, Palmen in Riesenkübeln, Zypressen und Oleander die Wege. Kleinere Gartenbereiche sind noch einmal von Buchsbaumhecken abgegrenzt und laden zu Entdeckungen ein. Ein Heckenlabyrinth entführt in die höfischen Freuden früherer Zeiten.
In der kalten Jahreszeit überwintern die empfindlichen Pflanzen in den Räumlichkeiten der 1740 erbauten Orangerie – einem Aushängeschild gelungener Architektur. Gleich nebenan befindet sich besagter Roter Turm.
Als Veranstaltungen sind hier die Pflanzenbörsen erwähnenswert, die vor allem im Frühjahr stattfinden.
Parkgelände rund ums Schloss
An den eigentlichen Schlossgarten schließt sich ein künstlich angelegter Landschaftspark an, dessen kurvige Spazierwege von großen Solitärgehölzen gesäumt werden.
Künstliche Grotten, Ruinen und Wasserspiele wurden integriert und können auch von älteren Besuchern problemlos abgelaufen werden.
Besonders reizend ist der Possenbach, ein kleines Rinnsal, welches sich tief eingeschnitten durchs Gelände schlängelt.
Wer den Possenbach überquert und den Aufstieg der bewaldeten Höhe nicht scheut, kann bis zum Hainturm vordringen. Der Hainturm ist ein künstlicher Aussichtsturm (heute allerdings von den umgebenden Bäumen überragt), der eine Station des 3-Türme-Rundwanderweges bildet.
Anfahrt, Eintrittspreise und Öffnungszeiten
Anfahrt
Am bequemsten erreichen Sie das Schloss Belvedere mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Sie steigen am Hauptbahnhof oder dem Goetheplatz in den Bus der Linie 6 (Richtung Belvedere) und sind in ca. 12 Minuten dort. Der Bus hält direkt am Besucherparkplatz des Belvedere.
Mit dem Auto geht es die Belvederer Allee hoch und linkerhand steht ihnen ein großer Parkplatz zur Verfügung. Ich glaube, der Parkschein für 24 Stunden kostet 2 Euro.
Öffnungszeiten
Der Schlosspark ist ganzjährig geöffnet und zugänglich. Es ist kein Eintritt zu entrichten.
Das Schloss selbst ist zu folgenden Zeiten zu besichtigen:
24.3. – 30.6.
Di – So: 10 – 18 Uhr
1.7. – 29.10.
Di – So: 11 – 17 Uhr
Eintrittspreise
Schlossmuseum
Erwachsene: 6 € / ermäßigt 4,50 € / Schüler zwischen 16 – 20 Jahren: 2 €
Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren frei
Es stehen Audioguides zur Verfügung.