Der Hainturm ist eine Station des 3-Türme-Rundwanderweges durch das Weimarer Land.
Die zwei anderen Türme sind der Paulinenturm bei Bad Berka und der Carolinenturm.
Es hat schon etwas von einer märchenhaften Aura, wenn man durch den Wald spaziert und sich plötzlich unerwartet eine Lichtung öffnet, auf der ein kleiner Turm steht. Man denkt unwillkürlich an Rapunzel, die aus dem oberen Fenster gleich ihr Haar herunterlässt. Daß der Turm küstlichen Ursprungs ist, und nicht Teil einer Befestigungsanlage sein kann, wird einem schnell klar. Zu gering die Höhe, zu schwach die Mauern und die Reste eine Burganlage fehlen auch.
Vom Hainturm hatte man früher einen schönen Ausblick auf Mellingen, Ehringsdorf, Oberweimar und das Gebiet, durch das heute die Autobahn verläuft. Zur Zeit seiner Errichtung war der Hainberg unbewaldet bzw. die Bäume noch nicht so hochgewachsen. Heute überragen ihn alle umstehenden Bäume (unter anderem Kastanien) deutlich. Wenn Sie das kurze Stück bis zum Waldrand in Richtung Autobahn gehen und am offenen Feld stehen, können Sie sich vorstellen, wie die Aussicht vom Turm einst gewesen sein muss.
Besteigen kann man ihn auch nur noch, wenn er während einer Veranstaltung der Hainturm-Gesellschaft geöffnet ist. Am Besten Sie erkundigen sich vor einem Besuch auf der Webseite des Vereins, ob und wann eine Veranstaltung ansteht.
Das Gelände rund um den Turm ist dafür immer zugänglich. Sie können sich auf den Bänken im Schatten der Kastanien ausruhen und sich auf den Infotafeln zur Geschichte des Turms informieren. Dann haben Sie die Möglichkeit, den Rundwanderweg fortzusetzen oder zum Belvedere bzw. Weimar zurückzukehren. Dazu gehen Sie den Rundwanderweg ein Stück weiter bis zum Waldausgang. Dort biegen Sie scharf links in den nicht gekennzeichneten Wanderweg ab, der sie durch eine Wald- und Wiesenlandschaft sowie diverse Hohlwege in Richtung Ehringsdorf bringt. Nach ein paar hundert Metern kreuzen Sie den Weg, der direkt zur Orangerie des Belvederes führt, die sie linkerhand auf dem Hügel erblicken. Sie können auch geradeaus nach Ehringsdorf und Oberweimar weiterwandern und kommen am Südende des Ilmparks heraus.
Der Turm liegt auf dem südöstlich vom Schloss Belvedere gelegenen Hainberg und ist von dort durch einen ca. 45 minütigen Fussmarsch zu erreichen. Das Belvedere bietet sich als Ausgangspunkt einer Wanderung zum Hainturm oder des gesamten Rundwanderwegs an. Der Bus bringt Sie für 1,80 € vom Goetheplatz oder dem Hauptbahnhof in 12 Minuten dorthin.
Die Legende vom Turmbau klingt so: Nach den Befreiungskriegen 1814/15 lag die Wirtschaft im Herzogtum darnieder. Herzogin Maria Pawlowna initierte den Turmbau, um dem Bauhandwerk wieder auf die Sprünge zu helfen. 1831 wurde der Turm fertiggestellt.
Vom Stil her passt das Bauwerk in die Zeit der Romantik, aber ein nachhaltiger Nutzen war erst einmal nicht zu erkennen. Erst einige Jahre später brachte man in einem Anbau am Fuß des Turms ein Ausflugslokal unter. Damals nahmen die Leute scheinbar noch erhebliche Mühen und weite Strecken auf sich, wenn sich das Ziel gelohnt hat.
Ende des 19. Jahrhunderts stand es schlimm um den Turm. VEin ungezügelter Vandalismus hatte die Bausubstanz stark geschädigt und seine Popularität als Ausflugsziel war gesunken. Um diesem Zustand entgegenzuwirken, gründete sich 1908 die erste Hainturm-Gesellschaft, die aus eigener Kraft versuchte, den Turm zu sanieren und zu erhalten. Das funktionierte bis 1945 sehr gut – dann wurde die Hainturm-Gesellschaft verboten und der Turm fiel in einen lange anhaltenden Dornröschenschlaf.
Nach 1990 gründete sich die Hainturm-Gesellschaft erneut und kümmert sich seither um den Turm. Aus dem Erlös von Veranstaltungen und Spenden wird der Turm Stück für Stück in seiner Bausubstanz gesichert und renoviert.