Oder: Was tun, wenn das Wasser weg ist?
Der Sommer 2019 macht in großen Teilen da weiter, wo er 2018 aufgehört hat.
Die ausbleibenden Niederschläge sorgen wieder mal für eine Trockenheit, die sich an den Wasserständen der Flüsse besonders deutlich zeigt: Die Ilm bei Buchfart ist in weiten Teilen trocken gefallen. Das trifft auch andere Abschnitte des Flusses zu, aber nur für Buchfart kann ich eigene Bilder zeigen, die ich am 4. August 2019 aufgenommen habe. Der Zustand hält aber schon ein paar Tage an, den ersten Zeitungsbericht darüber las ich vor ca. einer Woche.
Nur da, wo der Fluss durch Wehre oder andere Bauwerke aufgestaut sowie durch Grundwasser gespeist wird, kann noch etwas Fließbewegung ausgemacht werden. In Tiefurt beispielsweise (das nächste Dorf flussab von Weimar aus), konnte etwa zeitgleich (am 3.8.2019) trotz erhöhten Schwierigkeitsgrades die berühmte Bootsregatta durch den Tiefurter Park abgehalten werden.
Buchfart – malerisches Kleinod im Ilmtal
Buchfart liegt in einer besonders reizvollen Region Mittelthüringens, dem Mittleren Ilmtal – so wird der Flussabschnitt zwischen Bad Berka und Mellingen bezeichnet und umfasst die Orte Hetschburg, Buchfart und Oettern. Das am Fusse einer Felsenburg gelegene schmucke Dorf kann eine relativ geschlossene, alte Baustruktur vorweisen.
Die markantesten Gebäude sind die historische Wassermühle sowie die überdachte Holzbrücke über die Ilm. Die Mühle wird als technisches Denkmal erhalten und arbeitet als Schaumühle und Lehrbetrieb. Das dort vermahlene Mehl (dazu Grieß und Schrot) kann im angeschlossenen Mühlenladen käuflich erworben werden. Sowohl Mühle als auch Brücke wirken momentan etwas surreal und auch arbeitslos, weil ihnen mit dem Wasser das definierende Element fehlt. Die Kiesel im trockenen Flussbett sind nicht einmal mehr vom Wasser benetzt, nur in ein paar schattigen Mulden hält sich noch die ein oder andere Pfütze mit stinkendem Wasser. Das stehende Restwasser verliert permanent Sauerstoff, was sich durch eine olfaktorische Belästigung der Nase bemerkbar macht. Nun kann man die Ilm nicht nur trockenen Fusses durchqueren sondern flussab bis kurz vor Oettern entlangwandern. Rechterhand die Felshänge, links das Baumbestandene Flachufer, das von Wiesen und Weiden begrenzt wird.
In dem Zeitungsartikel, der mich zuerst darauf aufmerksam gemacht hat, hieß es: dass sich die alteingesessenen Buchfarter etwa 60 Jahre zurückerinnern müssen, um einen ähnlich niedrigen Wasserstand der Ilm erlebt zu haben. Nun ist die Ilm gerade bei Buchfart im Durchschnitt nicht wirklich tief, aber das ausgetrocknete Flussbett so zu sehen, ist schon ein ungewohnter Anblick und auch beunruhigend. Dass solche kleinen Flüsse (bitte liebe Ilm-Anrainer, nehmt’s mir nicht übel – aber es ist so :o) ) mal wenig Wasser führen oder auch mal trocken fallen ist nichts Weltbewegendes. Passierte und wird immer wieder passieren. Aber die Häufung dieser Extreme lässt sich nicht mehr mit dem Zufall bzw. der normalen Schwankung erklären.
Wer am betroffenen Ilm-Abschnitt lebt oder dort öfter vorbeikommt, ist gern eingeladen, Bildnachweise zu senden, sobald sich die Situation ändert.
Zum Einkehren empfehle ich das Buchfarter Ilmtalstübchen oder hoch droben das Waldgasthaus Balsamine. Auch im Mühlenladen gibt es immer eine Kleinigkeit zur Stärkung. Am Ort entlang führen der Feininger-Radweg sowie der 3-Türme-Rundwanderweg.