Vom Deutschen Mühlentag 2015 um Weimar

Kategorie: Allgemein

In guter Tradition öffnen jedes Jahr zum Pfingstmontag die Mühlen ihre Pforten zum Deutschen Mühlentag. Selbstverständlich war das auch 2015 der Fall. Und wie an jedem Deutschen Mühlentag schultere ich die Kamera und zücke den Notizblock, um für Euch ein paar Eindrücke festzuhalten.

Übrigens: viele der teilnehmenden Mühlen kann man nicht nur am Pfingstmontag besuchen. Einige beherbergen ganzjährig geöffnete Museen und Ausstellungen oder können auf Anfrage besichtigt werden. Wieder andere bieten einen Restaurantbetrieb und lassen sich als Zwischenstop oder Endpunkt einer Wanderung/Radtour einplanen. Es lohnt sich da, mal auf den Seiten der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde zu stöbern.

Da es in Weimar selbst keine Mühlen mehr gibt (die am DMT geöffnet haben) und ich die nächstgelegenen Mühlen wie die in Buchfart oder Denstedt bereits kenne, bin ich etwas weiter ins Umland gezogen und habe mir folgende Mühlen angesehen: Bockwindmühle ein Bechstedtstraß, die Heiligenmühle in Erfurt-Ilversgehofen und die Wassermühle in Werningshausen.

Das Wetter war nicht ganz so prächtig wie ein Jahr zuvor, aber immer noch annehmbar.

Die Bockwindmühle Bechstedtstraß

Das ist eine Mühle, die ich nur deshalb kannte, weil man sie kurzzeitig von der Autobahn zwischen Weimar und Erfurt sehen kann. Der Mühlenstandort entpuppt sich als traumhafte Location mit einem weiten Blick in das südwestliche und westliche Vorland des Ettersberges. Die wenigen Parkmöglichkeiten entlang der Kreisstraße waren schnell ausgeschöpft, aber wen ein paar Meter Fußmarsch nicht stören, hat immer noch ein freies Plätzchen gefunden.
Die Mühle selbst hat eine interessante Geschichte. Ehemals von Müller Bäringer betrieben, wurde sie zu DDR Zeiten enteignet und als Feierraum genutzt. Die Erben des alten Müllers haben die Mühle nach der Wende zurückerhalten und richten diese als technisches Denkmal wieder her, wobei fast die gesamte Technik und Ausstattung neu beschafft und eingebaut werden mussten. Am Konzept selbst muss meiner Meinung noch gearbeitet werden, wenn ein ständiger Besucherstrom angestrebt wird, aber das wird noch werden.

Das Programm zum Mühlentag bestand aus einer Bewirtung, Musikprogramm und der zu besichtigenden Mühle.

Die Heiligenmühle Erfurt

Diese Mühle im nördlichen Stadtteil Ilversgehofen ist eines der wenigen noch erhaltenen Zeugnisse der Erfurter Mühlentradition. Vor allem an der Schmalen Gera reihte sich ja bis zur Mündung in die Unstrut eine Mühle nach der anderen.

Die Anreise zur Heiligenmühle gestaltete sich etwas abenteuerlich durch das Gewerbegebiet – sie selbst ist etwas eingebaut und bietet kein romantisches Photomotiv. Die Führung in der Mühle habe ich nicht mitgemacht, weil das eine Wartezeit von einer Stunde bedeutet hätte. Dafür gab es hervorragende Livemusik von Karli Naues House Band (der müllernde Chef am Keyboard mit dabei), was leider nur mäßige Reaktionen des Publikums hervorgerufen hat (und ich sage euch, die Mannen muss man gehört haben), Bewirtung durch die Mühlenschänke und eienige Marktstände aus dem Bereich der Kreativ- und Bastelkunst. es scheint wohl auch ein Jazz-Museum zu geben, das ich aber nicht besichtigt habe (falls es denn überhaupt offen war). Schade, ich hätte schon gern etwas zur Technik der Perlgraupenproduktion erfahren (wofür die Mühle zuletzt benutzt wurde), aber wenn man bei Führungen im 1-Stunden-Takt ein ungünstiges Zeitfenster erwischt, wird es echt langweilig und eng, wenn man noch andere Mühlen auf dem Programm stehen hat.

Wassermühle Werningshausen

Im schönen Werningshausen nimmt die von Familie Zimmer wieder hergerichtete Wassermühle seit 2006 am Deutschen Mühlentag teil. Hier wurde dann auch das größte Programm abseits der eigentlichen Mühle geboten. Zahlreiche Stände für das körperliche Wohlbefinden, eine Oldtimer-Traktorenschau, die Märchenaufführung „Sechse kommen durch die Welt“ in Dauerschleife und Mühlenführungen vom Chef persönlich.
Herr Zimmer ist kein Müller – das vorweg. Er musste sich das Wissen um die Müllerei selbst aneignen. Aber er hat sich aus privatem Interesse das Ziel gesetzt, den Standort und die Mühlentechnik zu erhalten. Da der Mann sein Geld mit einer Elektroinstallationsfirma verdient, wird sich bei der Mühle darauf beschränkt, die Technik komplett und funktionsfähig zu erhalten – Mehl wird leider nicht gemahlen, was pädagogisch einen deutlich größeren Aha-Effekt bieten würde.
Die Wasserkraft der Schmalen Gera wird heute ausschließlich zur Stromerzeugung (Turbine von 1912 und neuer Generator) genutzt. Was von den Eigentümern nicht verbraucht wird, wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Dazu gibt es Wärmepumpen zum Heizen und Solarzellen auf dem Dach. Herr Zimmer deckt also fast die ganze Bandbreite der regenerativen Energieerzeugung ab.
Die Führung zur Mühlentechnik und -funktion könnte optimiert werden. Ohne Schaumahlen oder Vorführung erschließen sich viele Arbeitsgänge dem Laien nicht und bleiben abstrakt. Hier empfehle ich einen Besuch in der Caudermühle Denstedt oder der Wassermühle Buchfart. Wen es mal in nördliche Gefilde verschlägt, kann dazu einen Abstecher in die Britzer Windmühle (Berlin) oder die Wassermühle Golmitz machen.
Respekt muss man aber für die Organisation des Mühlenfestes und den Wiederaufbau bzw. die Maßnahmen zur Erhaltung zollen.

2 Gedanken zu „Vom Deutschen Mühlentag 2015 um Weimar“

  1. Ein toller Bericht, bei dem man gleich selbst Lust auf einen Spaziergang in grüner Natur bekommt. Die Mühlen rund um Weimar kenne ich bereits, auch die Gegend an sich ist schon einen Ausflug wert. Mühlenwanderungen finde ich immer super, weil man gleich einen Ort zum Einkehren hat und in der Geschichte der Mühle und damit Umgebung stöbern kann. Die Bockwindmühle Bechstedtstraß sagt mir bisher noch nichts – das wird wohl mein nächster Ausflug. Vielen Dank für den Tip!

    • Die Mühle Bechstedtstraß sieht man übrigens auf der rechten Seite der A4, wenn man von Weimar nach Erfurt fährt.
      Die ehemaligen Besitzer haben die Mühle rückübertragen bekommen und versuchen alles Müller-mögliche. Inwieweit sich ein Besuch außerhalb fester Termine wie dem Mühlentag lohnt, kann ich nicht sagen. Das ist sicherlich noch ausbaufähig.

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